Unverdient
Montagmorgen, um 7.45 Uhr beginnt außer jetzt in den Ferien mein Schultag. Ich unterrichte in einer Grundschule Evangelische Religion. Meistens bin ich der Erste in der Klasse. Schließe die Tür auf, lege meine Tasche aufs Pult und warte darauf, dass die Schülerinnen und Schüler hochkommen. Aber an jenem Morgen ist etwas anders.
Eine Überraschung auf dem Lehrertisch
Auf meinem Platz steht eine kleine braune Papiertüte. Mit Edding ist mein Name darauf geschrieben: Für Pfarrer Jäger. Und auch, wenn der falsch geschrieben ist, freue ich mich riesig. Da hat jemand einfach so an mich gedacht und mir eine Tüte voller Süßigkeiten auf den Lehrertisch gestellt. Die Überraschung ist gelungen. Abgesehen davon macht es mich immer glücklich, wenn jemand so freundlich an mich denkt.
Ein unverdientes Geschenk
Ich freue mich über diese kleine Geste wirklich, denn verdient habe ich mir das nicht. Es wäre auch gar nicht nötig gewesen. Zumal, die Schülerin, von der die Tüte kommt, sicher auf eins steht. Ich habe sieeinfach so bekommen. Ohne etwas dafür zu tun. Weil da jemand ist, der mir was schenkt. Weil da jemand ist, der an mich denkt.
So stelle ich mir Gottes Handeln vor
Ob Gott kleine braune bunte Tüten verschenkt, ist mir nicht bekannt. Aber zuzutrauen wäre es ihm. Und wenn ich das nächste Mal in Religion mit den Grundschulkindern über Gott nachdenke, dann erzähle ich von dieser kleinen braunen Tüte, denn: Gottes Handeln an uns stelle ich mir so vor: Wenn ich gerade nicht damit rechne, gibt’s kleine Geschenke, nette Gesten der Freundlichkeit, die er mir durch andere zuteilwerden lässt. Oder wie in meinem Fall, unerwartet geschenkte Schokolade. Einfach so.