
Innen ist das Leben anders
„Was ist mit den Alten?“ Die Stadt Laubach, in der ich Stadtverordneter bin, geht nun dieser Frage nach und plant eine Studie zur Situation alter Menschen bei uns. Manche finden das überflüssig. Es gäbe schon genug Studien über alte Menschen und was die brauchen.
Es geht nicht nur um die äußeren Umstände sondern es geht um das Innenleben
Doch es geht uns nicht nur um die Statistik wie viele Alte es gibt und wieviel Unterstützung sie brauchen, beim Einkauf oder Arztbesuch, bei häuslicher Pflege oder beim Heimaufenthalt.
Die zentrale Frage ist die nach dem Lebensgefühl älterer Menschen. Wie geht es ihnen wirklich? Was gibt ihnen Halt, was ist sinnvoll für sie und was macht sie glücklich? Als Pfarrer würde ich sagen: Es geht nicht nur um die äußeren Umstände, es geht um das Innenleben, die Seele.
Es braucht eine wertschätzende Haltung
Wenn man nach dem Lebensgefühl eines alten Menschen fragt, setzt das eine zugewandte, wertschätzende Haltung voraus. Dann wird der Mensch eben nicht nur von außen betrachtet als Objekt für Versorgung und Betreuung; sondern er wird als Subjekt gesehen. Eine eigenständige, einzigartige Person, die ihr Leben so gut sie es vermag selbständig und aktiv gestaltet und darin Würde spürt.
Ein gutes Beispiel aus Finnland
In Finnland gibt es ein Programm im Altenpflegebereich, das diesen Anspruch ernst nimmt: Hilfsbereite Ehrenamtliche besuchen dort Menschen, die ihre Wohnung alters- oder krankheitsbedingt nicht mehr verlassen können. Allein der Besuch ist Wertschätzung und zeigt: Ich nehme mir Zeit für dich, interessiere mich für dich. Gemeinsam machen dann beide, was möglich ist: Tanzen im Sitzen, Gedächtnistraining, Erzählen von früher.
Der Mensch braucht freundliche Begegnungen zum Glücklichsein
Dieses Programm zeigt, dass es bei der Betreuung von alten Menschen eben nicht nur um ärztliche Behandlung oder Pflegemaßnahmen geht. Die freundliche Begegnung der Menschen, das tröstende Wort, die streichelnde Hand sind ebenso wichtig und machen glücklich.
Schon in der Bibel heißt es: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem tröstlichen Wort. (Matthäus 4,5). Das gilt übrigens nicht nur für die Menschen, die besucht werden. Das Programm aus Finnland hat nämlich gezeigt, dass die Begegnungen auch denjenigen guttun, die zu Besuch kommen. Sie haben erlebt wie aus Einsamkeit Gemeinschaft entsteht.