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"Aber da wohnt doch Gott!"
Bild: c_kalbacho

"Aber da wohnt doch Gott!"

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt
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Schon seit langem war mir die Frau aufgefallen: Wann immer sie an unserer Kirche in meinem Stadtteil vorbeigeht, hält sie dort an, verneigt sich vor der Kirche und macht ein Kreuzzeichen. Vorletzte Woche aber hat sie mich angesprochen. Sie hat wohl bemerkt, wie ich sie immer mit einer Mischung aus Neugier und Faszination beobachte. Da ist sie auf mich zugekommen, hat auf die Kirche gezeigt und mir nur diesen einen Satz gesagt: „Aber da drin wohnt doch Gott!“

Wo ich mich Gott nahe fühle

Dieser Satz ist bei mir hängen geblieben. Ich sehe das als gläubiger Mensch ganz ähnlich. Natürlich ist mir klar: Gott wohnt nicht nur in einer Kirche, ich kann Spuren von ihm auch woanders entdecken. Ich erinnere mich zum Beispiel an den großartigen Sonnenuntergang über dem Meer, den ich letztes Jahr erlebt habe. Da habe ich mich Gott ganz nahe gefühlt. Oder an die Aufführung der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach in einer Stadthalle vor Ostern; das war im wahrsten Sinne des Wortes „göttlich“ gewesen. Aber das waren Momente, die ich nicht geplant habe und die eher zufällig waren.

In der Kirche lenkt mich nichts ab

Wenn ich aber ganz bewusst die Nähe Gottes suche, dann gehe ich am liebsten in eine Kirche. Denn da weiß ich: Hier geht es um nichts anderes als um Gott, hier lenkt mich nichts ab. Ich habe Glück, die Kirche bei mir zuhause um die Ecke ist tagsüber meistens offen. So kann ich ganz oft einfach nur mal so hineinschauen, mich hinsetzen, nachdenken, die Ruhe genießen und ein Gebet sprechen. An den vielen Kerzen, die vor der Muttergottesstatue in der Ecke brennen, merke ich: Es gibt noch viele andere Menschen, denen die Kirche genauso wichtig ist wie mir.

Ich bin dankbar für alle offenen Kirchen

Ich weiß: Es ist nicht leicht, Kirchen offenzuhalten. Manchmal stehe ich bei Kirchen vor verschlossenen Türen; zu groß ist wohl die Angst vor Zerstörung oder Diebstahl, oder es gibt einfach keine Leute mehr, die die Kirche morgens auf- und abends abschließen. Umso mehr bin ich all denen dankbar, die dafür sorgen, dass es offene Kirchen gibt. Denn auch ich glaube: da drinnen wohnt Gott!

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