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Rettung durch Folkloretanz
Bild: AsaLundqvist_pixabay

Rettung durch Folkloretanz

Dr. Barbara Brüning
Ein Beitrag von Dr. Barbara Brüning, Katholische Journalistin, Autorin und Systemische Familienberaterin, Frankfurt
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Wir hatten uns alle schon lange auf diese Fahrradtour durch Südschweden gefreut: Eine Gruppe von Freunden aus der Schulzeit waren wir. Und wir wollten es genau so machen, wie damals in der zwölften Klasse. Es war einfach so schön in unserer Erinnerung! Und wir würden genauso viel Spaß haben wie damals. Da waren wir ganz sicher.

Die Stimmung wurde angespannt und mies

Leider kam aber alles ganz anders. Mit dem Offensichtlichen hatten wir nämlich nicht gerechnet: Wir waren alle klüger geworden, waren alle gewohnt, über uns selbst zu bestimmen. Und wir waren oft unterschiedlicher Meinung. Zu Hause hatten wir das gar nicht gemerkt. Aber jetzt, so Tag für Tag zusammen, klappte das einfach nicht mehr. Die Stimmung war mies. Von den acht sind vier schon nach einer Woche abgereist. Sie hatten keine Lust mehr. Die anderen waren entschlossen durchzuhalten. Aber die Stimmung war schon auch oft sehr angespannt.

Und schon waren wir zusammen im großen Kreis beim Tanzen

Bis wir an einem Tag einen Ausflug zu einem Freiluftmuseum gemacht haben. Das war an einem sonnigen Samstagnachmittag. An diesem Tag war zufällig auch eine Hochzeitsgesellschaft da. Und die trugen alle traditionelle Folklore-Kleidung. Weite Röcke und bestickte Blusen. Hosen mit Hosenträgern die Männer. Und Hüte dazu. Mit dabei waren ein paar Musiker, und die spielten mit Trommeln und Flöten. Wir haben am Rand gestanden und zugehört. Und da kam jemand aus der Hochzeitsgesellschaft zu uns, hat etwas auf Schwedisch zu uns gesagt und mich einfach an der Hand genommen. Ich liebe diese Musik und den Rhythmus und bin mitgegangen. Die anderen sind dann auch gekommen. Es war eine einfache Schrittfolge, die sie uns gezeigt haben. Und schon waren wir zusammen in diesem großen Kreis beim Tanzen. Wir haben gelacht, es gab Wein und Sekt auch für uns, und irgendwie waren wir bald gut integriert.

Alle Konkurrenz, alle Besserwisserei war verschwunden

Als wir an dem Abend zurück in unser Ferienhaus gekommen sind, haben wir noch eine Weile draußen auf der idyllischen Terrasse vor dem Haus gesessen. Plötzlich haben wir einfach Geschichten erzählt und gelacht. Alle Konkurrenz und alle Besserwisserei war verschwunden. Einer hat gesagt: „Wie waren wir dumm. Haben uns beinahe den gesamten Urlaub verderben lassen. Und ich weiß schon gar nicht mehr, warum.“ Recht hat er. Hätten wir mal früher einfach gemeinsam gefeiert, dass wir leben, dass wir gesund sind, dass das Wetter schön ist. Es wäre nicht so weit gekommen. Ich hoffe, es wird ein nächstes Mal geben, und dann sind wir wirklich klüger.

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