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Lasst uns gnädig sein
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Lasst uns gnädig sein

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Es war ein brutaler Überfall. Heute vor 83 Jahren. Die deutsche Wehrmacht überfällt die Sowjetunion. Und richtet dort Furchtbares an. Eigentlich gab es ja einen Friedenvertrag, den Hitler-Stalin-Pakt. Der war aber das Papier nicht wert, auf dem er stand.

Das Deutsche Reich kümmerte sich nur um eins: um sich selbst. Es wollte Lebensraum im Osten. Wir wissen alle, wie das ausging nach der Kriegswende in Stalingrad. Unser Land lag in Trümmern. Da nenne ich es Gnade, dass wir wieder leben und fröhlich sein durften. Eine Gnade des Himmels.

Krieg ist wie die Hölle auf Erden

Krieg ist wie die Hölle auf Erden. Das Ende aller Sicherheiten, das Ende des Rechts, die Herrschaft der Willkür. Das haben wir erlebt in den letzten Jahren. Kaum jemand konnte sich vorstellen, dass es so etwas noch einmal gibt in Europa: ein Land überfällt das andere. Das Ende des Rechts, der Anfang brutaler Willkür. Menschen packen ein paar Sachen und fliehen, andere ziehen in den Kampf für ihr Land. Und wir sind entsetzte Zeugen. Oder auch tatkräftig Helfende.

Wertvolle Hilfe nach dem Ende des 2. Weltkriegs

 Sie machen mich froh - alle die, die Hand angelegt haben. Es wurde Geld gespendet, Kleidung und Medikamente verschenkt, Unterkünfte für Flüchtende besorgt. Ganze Dörfer und Vereine haben sich angestrengt bis an den Rand ihrer Kräfte. Ich bin so dankbar dafür. Auch deswegen, weil wir ein wenig zurückgeben können. Es gab so viel Hilfe für unser Land nach 1945. Deutsche hatten vielfach die Hölle gebracht. Aber dann wurde ihnen doch geholfen.

„Laßt uns gnädig sein“

Als Kind habe ich so viele Trümmer gesehen; und auch gesehen, wie sie nach und nach verschwanden. Und wir uns wieder etwas leisten konnten. Das nenne ich Gnade. Unverdient. Und wünsche mir immer, von mir und anderen: Lasst uns gnädig sein. Und keine Richter. Wo immer und wann immer es geht, möchte ich lieber gütig sein als verurteilen. Güte ist nie vergebens. Weil sie Leben schenkt und fröhlich macht. 

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