
Morgen, Kinder, wird's was geben...
Morgen, Kinder, wird’s was geben, morgen werden wir uns freu‘n!“ so beginnt ein über 200 Jahre altes Weihnachtslied. Heute passt es gut. Mit seiner fröhlichen hüpfenden Melodie besingt es die Vorfreude von Kindern auf eine von Kerzenlicht glänzende Stube und viele Geschenke. „Einmal werden wir noch wach, heißa, dann ist Weihnachtstag“ heißt es in der ersten Strophe.
Als ich Kind war, hab ich das aus vollem Herzen mitgesungen: die wuselige Geschäftigkeit, die Vorfreude und die Aufregung, wenn der Weihnachtsbaum in‘s Wohnzimmer getragen wurde. So schön!
Heute höre ich die erste Zeile noch mal anders: „Morgen, Kinder, wird’s was geben…“ - das klingt vielleicht auch ein bisschen bedrohlich: Wenn man unter Druck steht, es allen recht machen zu müssen, wenn man zu hohe Erwartungen an ein perfektes Fest hat und dann nicht alles läuft wie geplant, da kann die Stimmung schon mal kippen. Vorfreude fällt auch schwer, wenn ich Angst habe vor dem Alleinsein oder familiären Konflikten.
Tradition: Adventsfenster
Für mich ist der heutige 23. Dezember seit vielen Jahren mit einer schönen Tradition verbunden: unser Adventsfenster. Beim „Lebendigen Adventskalender“ in unserem Ort hat jeden Abend jemand aus der evangelischen oder katholischen Gemeinde ein Fenster schön geschmückt und eine kleine Andacht vorbereitet. Wer Lust hat, geht dort hin, singt mit den anderen gemeinsam und hört einen besinnlichen Text. Nach einem Gebet gibt es meistens etwas Warmes zu trinken.
Seit einigen Jahren haben wir das 23. Fenster, und ich liebe es. Für mich bedeutet das den Abschluss des Advents und den sanften Übergang in die Weihnachtstage. Der Stress der Adventszeit fällt von mir ab. An diesem Abend freue ich mich einfach nur über die vielen Leute, die das Zusammensein in unserem Hof genießen.
Vorbereitungen für Weihnachten
Und ich freue mich auf Heiligabend. Wir haben uns als Familie schon vor vielen Jahren Gedanken gemacht, wie wir Weihnachten feiern wollen. Seitdem läuft der 24. bei uns sehr ritualisiert und ohne großes Tamtam ab: „same procedure as last year“ – das entlastet mich ungemein. Mit der erweiterten Familie justieren wir immer mal wieder nach, je nachdem wie die Lebenssituation so ist. Dabei ist uns etwas ganz wichtig: Respektvoll und rücksichtsvoll, aber auch ehrlich die eigenen Bedürfnisse benennen und mit den anderen gemeinsam eine gute Lösung finden.
Manchmal klappt es aber trotz aller Vorbereitungen und Absprachen nicht mit der Entspannung. Dann nehme ich mir vor, die Situation so zu nehmen, wie sie ist. Ich denke mir dann: Eigentlich bin ich ganz nah dran an Maria und Josef – die hatten sich die Geburt ihres ersten Kindes sicher auch anders vorgestellt. Und genau in dieser ungewollten Situation wurden sie reich beschenkt: eine glückliche Geburt, hilfsbereite Menschen und sogar ein Engelschor – ich sollte offen sein für Überraschungen!