Vertrauen ist der Anfang von allem
Vor einiger Zeit war ich mit meinem Sohn auf der Geierlay–Brücke im Hunsrück. Sie ist mit ihren 360 Meter Länge, die zweitlängste Hängebrücke Deutschlands und liegt etwa 100 Meter über einem Tal. Hunderte von Menschen besuchen diese Brücke jeden Tag und überqueren das Tal auf den Holzplanken, die nur knapp einen Meter breit sind. Ich habe da schon zuerst ein mulmiges Gefühl gehabt, als wir darüber gegangen sind. Aber am Ende war mein Vertrauen in die Technik der Ingenieure, die hier alles so ausgerechnet und gebaut haben, dann doch größer. Die Brücke hält selbst einer Windgeschwindigkeit von 200 Kilometer stand.
Ich vertraue jeden Tag auf Menschen und Technik
Vertrauen. Jeden Tag vertraue ich ganz selbstverständlich auf Menschen und Technik. Egal ob ich mit dem Auto mit 130 Kilometer pro Stunde über die Autobahn fahre oder in einen Bus steige, in einem ICE mit einer Geschwindigkeit von über 200 Stundenkilometer durch Deutschland reise oder mit dem Flugzeug in Urlaub fliege: Immer vertraue ich darauf, dass diejenigen, die die Verantwortung haben, es verantwortungsvoll und richtig machen. Ich vertraue darauf, dass die Ingenieure alle Fahrzeuge so konstruiert haben, dass man gefahrlos die Geschwindigkeit reduzieren und ein Fahrzeug beherrschen kann. Ich vertraue auch darauf, dass andere Verkehrsteilnehmer sich korrekt verhalten.
Manches Mal wurde mein Vertrauen enttäuscht
Ich vertraue aber noch auf viel mehr Dinge in meinem Alltag: Ich vertraue darauf, wenn ich zu einem Arzt gehe, dass er mir wirklich hilft. Ich vertraue im Normalfall darauf, dass Menschen, mit denen ich mich unterhalte, die Wahrheit sagen. Ich vertraue darauf, dass Menschen Vereinbarungen einhalten, die ich mit ihnen getroffen habe. Das lässt sich sicher alles noch erweitern und sicher gibt es auch Gelegenheiten bei denen das Vertrauen in Menschen oder die Technik enttäuscht worden ist.
Aber unser Leben braucht einen Vorschuss an positivem Glauben
Und trotzdem: Ohne Vertrauen, ohne einen Vorschuss an positivem Glauben in Menschen, Technik und Vereinbarungen geht es nicht in unserem Leben. Ich kann nicht ständig alles hinterfragen oder in Zweifel ziehen, sonst werde ich handlungsunfähig. Vertrauen ist also wirklich der Anfang von allem, wie es einmal eine Bank in ihrem Werbeslogan gesagt hat. Wenn ich vertraue, sage ich „ja“ zu meinem Leben in dieser Welt. Martin Luther hat einmal sinngemäß gesagt: „Glauben ist eigentlich nichts anderes als Vertrauen.“ Als Christ vertraue ich darauf: Trotz aller Enttäuschungen und durch Krisen hindurch macht eine liebende Macht, ich sage Gott dazu, alles gut. Das hat mir bisher im Leben immer wieder neue Kraft gegeben, und ich hoffe, es trägt mich über meinen Tod hinaus.