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Kirche als Sauerteig
Bild: ha11ok/Pixabay

Kirche als Sauerteig

Dr. Marco Bonacker
Ein Beitrag von Dr. Marco Bonacker, Katholischer Leiter der Abteilung Bildung und Kultur im Bischöflichen Generalvikariat Fulda
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Jesus ist ein Meister der Bilder. Seinen Predigten und Gleichnissen merkt man sofort an: Sie sind an alle Menschen gerichtet, gerade an die, die nicht Schriftgelehrte sind. Und viele seiner Bilder bleiben im Kopf und lassen einen nicht mehr los. Aber ein Problem haben sie: Ich zumindest habe viele von ihnen schon so oft gehört, schon in meiner Kindheit und Jugend, als Messdiener oder in der Schule. Dann nochmal exegetisch und historisch-kritisch im Studium. Manchmal führt das dazu, das ich abstumpfe und zu mir sage: Kenne ich, weiß ich doch, habe ich schon so oft gehört. Die Aussagen und Bilder aus einer neuen Perspektive hören und sehen, neu und unvoreingenommen - das fällt mir oft nicht leicht. Manchmal aber hilft einem der Alltag auf die Sprünge. So ging es mir vor kurzem: Meine Frau backt seit einiger Zeit unser Brot selbst. Ihr ist es wichtig zu wissen, was drin ist und davon abgesehen schmeckt es einfach besser.

Wie sich die Wirkung entfalten kann

Da lohnt sich der Aufwand, das Mehl selbst zu mahlen, den Teig anzusetzen und genug Zeit zum Gehen einzuplanen. Und besonders knifflig ist der Sauerteig. Er muss immer wieder gefüttert und am Leben gehalten werden. Nur so kann immer wieder ein kleiner Teil in den Grundteig gegeben werden, und dann seine kräftige Wirkung entfalten. Und es darf auch nicht zu viel in den Teig wandern, sonst wird das Brot zu säuerlich und das mögen weder unsere Kinder noch ich selbst.

Die Kunst diesen Teig am Leben zu halten

Auch Jesus benutzt das Bild vom Sauerteig. Und zwar sehr prominent. Der Sauerteig ist wie das Reich Gottes, sagt er. Es fängt klein an und benötigt nicht viel, aber es durchsäuert am Ende den ganzen Teig und wird unbeschreiblich groß. Am Ende durchwirkt und verändert es alles. Hier war so ein Moment, in dem ich neu auf die Worte Jesu schauen konnte. Es braucht also nicht viel von diesem Sauerteig, um alles zu durchsäuern, um alles zu verwandeln. Was für eine hoffnungsfrohe Botschaft.

Im Angesicht der Krise der Kirche, der Austritte, des Rückwärtsganges und der oft düsteren Prognosen der Kirchenstatistiken habe ich hier ein anderes Bild vor Augen: Es braucht nicht viel, um das Ganze zu verwandeln. Es braucht vor allem nicht zu viel. Es braucht das richtige Maß für die vorhandene Teigmenge und das Reich Gottes wird wachsen. Die Abbrüche und Rückgänge mit Blick auf die Kirche sind Fakt.

Die richtigen Zutaten in der richtigen Menge

Wer würde das leugnen? Aber zugleich sehen wir, wenn wir genau hinschauen, auch Aufbrüche, wir sehen Wachstum und Zukunft. Klar, das geschieht gleichzeitig und wirkt manchmal widersprüchlich, aber die gute Botschaft ist da und wächst. Manchmal auch ganz anders, als wir das planen und wollen.

Auch hier zeigt sich im Bild des Sauerteigs ein wichtiger Aspekt: Es kommt natürlich auf uns an, darauf wie wir den Teig ansetzen und auch auf die Umstände, die Temperaturen und vieles weitere. Aber der Teig braucht eben auch Ruhe. Aktionismus ist dem Reich Gottes fremd. Es wächst ruhig und oft unmerklich und ohne unser Zutun. Das Reich Gottes hängt nicht von Aktionsplänen und Arbeitsgruppen ab. Es benötigt manchmal auch einfach nur Ruhe. Man muss es gehen lassen.

Eine kleine Menge kann Großes bewirken

Mir macht das Bild des Sauerteigs Mut: Auch mit einer kleinen Menge davon, lässt sich alles wandeln. Auch mit einer kleineren und ärmeren Kirche wird es Wandlung und Hoffnung geben. Auch ohne unser Zutun, wird das Reich Gottes wachsen, auch in Rückgang und Verlust gibt es Wachstum und Zukunft. Und all das sieht man nur, wenn man eine neue Perspektive gewinnt. Wenn man neu auf die Schrift und die Botschaft Jesu blickt. Oder besser: Wenn einem ein solch neuer Blick geschenkt wird. Diesen neuen Blick wünsche ich Ihnen heute ganz besonders.

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