Christen als Hoffnungsmenschen
Es ist Herbst. Die Tage sind kurz, die Dunkelheit nimmt sich immer mehr Raum. Die Bäume sind kahl, das Wetter oft nasskalt. Für viele ist diese Jahreszeit nicht gerade einladend – auch für mich nicht. Klar, alles hat auch seine guten Seiten: gemütliche Abende vor dem Kamin, lange Filmnächte, erfrischende Spaziergänge oder einfach mal nichts tun. Aber das Grau in Grau dauert lange. Der nächste Frühling ist noch weit. Und nicht nur die Jahreszeit kann auf die Stimmung drücken: Ein Blick in die Welt genügt, um zu sehen, dass das Wetter wohl das kleinste Problem ist. Kriege, Krisen und Konflikte wohin man schaut. Da kann man schonmal pessimistisch in die Welt schauen.
Pessimismus vs. Optimismus?
Als Christ aber weiß ich: Pessimismus ist nicht die Lebenshaltung meines Glaubens. In allem nur das Schlechte, das Schwierige und das Schwere und Unlösbare zu sehen, kann lähmen und den Blick dafür versperren, wo Wachstum und eine gute Zukunft liegen könnten.
Gegen diesen Pessimismus könnte man versucht sein, einfach optimistischer zu sein. „Hey, es wird schon werden! Irgendwie geht es immer weiter und es kommen auch wieder bessere Zeiten.“ Aber mir persönlich ist auch diese Art des Optimismus oft zu oberflächlich. Er wirkt nicht selten naiv auch anstrengend. Er läuft außerdem oft darauf hinaus, gar nicht richtig hinzuhören; alles gar nicht so ernst zu nehmen. Und ich glaube, auch dieser Optimismus allein ist nicht die Lebenshaltung meines Glaubens. Denn er blendet die schlechten Seiten des Lebens, das Leid und die Trauer in Wirklichkeit aus!
Die Hoffnung als Weggefährte unseres Glaubens
Was aber ist denn dann der Weg des Glaubens? Welche Haltung legt der Glaube mir nahe? Ich denke, gerade bei Paulus finde ich die Antwort auf diese Frage: Es ist die Hoffnung. Gerade die Hoffnung blendet eben die Realität nicht aus, ist nicht billig und beschwichtigend, sondern ganz realistisch. Die Hoffnung weiß um alles Schlechte und sie weiß auch um alles Gute. In ihr ist beides, Optimismus und Pessimismus, aufgehoben und wird ins rechte Licht gerückt. Im Römerbrief heißt es daher treffend: „Durch ihn (Jesus Christus) haben wir auch im Glauben den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes. Mehr noch, wir rühmen uns ebenso der Bedrängnisse; denn wir wissen: Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“
Der Kern der christlichen Hoffnung ist die Verheißung des Heils, das am Ende der Zeiten steht. Wir müssen es nicht selbst machen, wir können es nicht durch unsere eigene Leistung herstellen, sondern Jesus Christus selbst wirkt es für uns. Wie entlastend und beruhigend!
Hoffnung tröstet
Und von dieser Hoffnung getragen zu sein, heißt für mich, auch das Beschwerliche, auch das Bedrängende anzunehmen und von dieser Hoffnung durchdringen zu lassen. Durch die christliche Hoffnung verändert sich mein Blick auf das Leben und auf die Dinge, die mir begegnen. Alles Beschwerliche, alle düsteren Stunden, alle Kriege, Konflikte und Krisen, ja selbst der Tod werden nicht das letzte Wort haben – sie werden vergehen. Das macht sie nicht weniger real, nicht weniger schmerzhaft. Das ist kein billiger Trost. Aber doch eröffnet die Hoffnung einen größeren Horizont, in den die Dinge des Lebens gestellt werden können.
Was für ein Geschenk ist es doch, wenn man hoffen darf. Hoffen auf das große Heil für die Menschen, auf das Ende von Leid und Krieg, auf Gott und seine Herrlichkeit und das ewige Leben.
Selbst Hoffnungsträger werden
Ich glaube, dass es Christen gut zu Gesicht steht, diese Hoffnung in die Welt zu tragen! Über diese Hoffnung zu sprechen, aber vor allem sie zu leben und sie für andere erlebbar zu machen! Immer dort, wo das Christentum überzeugend war, überall dort, wo es neue Menschen gewonnen hat, war es die Hoffnung, die es vermitteln und weitergeben konnte. Und wie immer ist es das Einfachste erstmal bei sich selbst anzufangen. Am besten gleich heute – hier und jetzt selbst ein Hoffnungsmensch sein.