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Omas gegen Rechts
Bild: B. Hirt

Omas gegen Rechts

Dr. Annette Wiesheu
Ein Beitrag von Dr. Annette Wiesheu, Katholische Studienleiterin an der Akademie des Bistums Mainz in Darmstadt
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Kürzlich war ich mit meiner Familie in Wien. Wir fuhren mit dem Auto am österreichischen Parlament vorbei. Auf dem Platz vor dem Parlament fand gerade eine kleine Demonstration statt, und eine Gruppe von Demonstrantinnen überquerte vor uns einen Zebrastreifen: freundliche Frauen, alle definitiv nicht mehr jung, zum Teil mit selbstgestrickten bunten Mützen. „Omas gegen Rechts“ stand auf ihrem Transparent, und sie haben uns gut gelaunt zugewinkt, als wir ihnen vom Auto aus applaudierten. 

Sie haben einen vergnügten Eindruck gemacht

Die Frauen haben mir gefallen. Sie haben einen selbstbewussten und vergnügten Eindruck gemacht. Und am besten gefällt mir, wie sie sich nennen: Omas gegen Rechts. Sie sprechen es selbstbewusst aus: Wir sind alt, aber mit uns ist zu rechnen, wir haben einen Standpunkt und wir setzen uns ein. Und uns ist nicht egal, was um uns herum und in Zukunft passiert, wir engagieren uns für das, was uns wichtig ist. „Omas“, da steckt auch drin: Wir sind Großmütter, wir haben Kinder und vor allem Enkelkinder – und gerade deshalb fühlen wir uns verantwortlich für die Welt, in der sie leben und in die sie hineinwachsen.

Sie haben Recht bekommen

Ich finde es großartig, dass ältere Menschen, vor allem ältere Frauen, sich so engagieren wie die „Omas gegen Rechts“, die es übrigens auch in Deutschland gibt. Ein anderes, bekanntes Beispiel sind die Klimaseniorinnen in der Schweiz: Sie haben im Frühjahr einen riesigen Erfolg erzielt: Sie haben vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte das Recht auf Klimaschutz eingeklagt – und Recht bekommen! 

Das ist die Sache von Jüngeren...

Diese Frauen könnten sich auch zurückziehen, es sich gemütlich machen im Ruhestand. Vermutlich haben die meisten von ihnen in ihrem Leben schon einiges geleistet, in ihren Berufen, in ihren Familien. Oder sie könnten auch sagen: Das ist die Sache von Jüngeren, der nachfolgenden Generationen. Aber stattdessen gehen sie auf die Straße und demonstrieren für das, was ihnen wichtig ist, setzen sich ein, nicht nur für ihre eigenen Interessen, sondern für Themen, die alle betreffen.

Mich beeindruckt dieses Engagement sehr. Und ich bin dankbar dafür. 

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