Virtuelle Welten
Die künstliche Intelligenz hat das Leben ganz schön durcheinandergebracht. Längst findet sich KI nicht mehr nur in technischen Bereichen, etwa im Auto oder in der Medizin. Sie ist alltagstauglich geworden. Programme wie chat gpt sind in der Lage, selbständig Texte zu schreiben. Lästige Berichte, Briefe oder sogar Schularbeiten. Andere Programme schreiben Gedichte oder sogar kurze Kompositionen. Wieder andere können Bilder verändern oder ganz neue schaffen, und zwar so, als seien sie der Realität entnommen.
Die neue virtuelle Wirklichkeit ermöglicht auch Manipulationen
Seitdem ist nicht immer klar zu unterscheiden, ob ein Mensch hinter einem Text oder einem Bild steckt, oder ein Logarithmus. Neben all den Chancen, die KI mit sich bringt, liegt hier eine Gefahr. Denn die neue virtuelle Wirklichkeit ermöglicht auch Manipulationen. Grund genug, etwas genauer auf das zu schauen, was sich dahinter verbirgt.
„Virtuell“ nennen wir Dinge und Zusammenhänge, die nur scheinbar vorhanden sind, die nur auf dem Bildschirm erscheinen oder in unserer Vorstellung. Das Wort „virtuell“ ist dabei vielschichtig. Der Begriff hat sich längst von seinen Wurzeln gelöst; aber die sind durchaus bedenkenswert:
Die Wurzel des Wortes "virtuell" bezeichnete im Lateinischen die Tugenden
Das Wort virtuell leitet sich nämlich von dem lateinischen virtus ab. Damit wurde die Tugend bezeichnet. Schon zu biblischen Zeiten stellten Menschen sich vor, wie die Welt anders sein könnte, besser. Um dieses Ziel zu erreichen, schrieben sie Listen mit wünschenswerten Charaktereigenschaften. Dazu wurde zunächst Weisheit gerechnet, Gerechtigkeit und Mäßigung. Später kamen Demut dazu, Mildtätigkeit oder Geduld. Diese Tugenden, oder lateinisch virtutes, bildeten den Grundstock für eine bessere Welt, also für eine virtuelle Welt. Eine Wirklichkeit, in der herausragende Charaktereigenschaften dazu beitragen, das Zusammenleben der Menschen zu verbessern.
In biblischen Zeiten bildeten die Tugenden den Grundstock für eine bessere Welt
Eine Welt, die durch diese Tugenden geprägt ist, existiert zunächst nur in der Vorstellung, ist noch nicht wirklich. Man könnte sie also durchaus als eine virtuelle Welt bezeichnen. Allerdings geht es dabei nicht um technische Möglichkeiten, sondern darum, wie eine Welt mit mehr Mitmenschlichkeit. Mit mehr Nächstenliebe aussähe.
Eine solche virtuelle, tugendhafte Welt könnte auch der Maßstab für den Einsatz künstlicher Intelligenz sein. Wenn die Tugenden als Orientierung dienen, kann man die Chancen von den Gefahren trennen. Dann könnte die künstliche Intelligenz segensreich wirken. Sie könnte daran mitwirken, nicht nur eine bequeme, sondern tatsächlich eine bessere Welt zu schaffen.