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Eine magische Nacht
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Eine magische Nacht

Rüdiger Kohl
Ein Beitrag von Rüdiger Kohl, Evangelischer Pfarrer, Theologischer Referent der Stellvertretenden Kirchenpräsidentin der EKHN
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Es gibt Nächte, über denen ein eigener Zauber weht, in denen Träume wahr werden. Eine solche magische Nacht hat wohl auch der Heilige Gallus erlebt. Die katholische Kirche feierte letzte Woche seinen Namenstag. Auch als evangelischer Christ erinnere ich mich gerne an ihn. Denn was er der Legende nach in einer besonderen Nacht erlebt hat, berührt mich bis heute.

Gallus kam als Glaubensbote aus Irland auf das europäische Festland

Gallus war Mönch im 6. Jahrhundert. Er kam aus Irland als Glaubensbote auf das europäische Festland. Nach verschiedenen Stationen baute er sich in einer einsamen Gegend südlich des Bodensees eine Klause im Wald. Dort lebte er als Einsiedler.

Einsiedler und begehrter Ratgeber

Im Lauf der Zeit wurde er zu einem begehrten Ratgeber für das Volk. Er war glücklich und zufrieden in seinem Wald. Eine Schar Gleichgesinnter sammelte sich dort um ihn. Vielleicht haben die später auch die Legende von Gallus verbreitet, die mich so berührt.

Die geht so: Nach dem Abendessen im Wald legt sich Gallus eine Weile nieder, wacht aber schon bald wieder auf und betet.

Gallus und der Bär

Da naht sich ein Bär, angezogen vom Feuer und vom Duft der Mahlzeit, und macht sich über die Reste her. Da spricht Gallus den Bären an und gibt ihm einen überraschenden Auftrag: Der Bär soll nicht naschen, sondern lieber frisches Holz für das Feuer holen. Der Bär gehorcht, kommt bald mit einem mächtigen Holzklotz zurück und legt ihn ins Feuer.

Dem Bären sollen die Berge und Höhen gehören, den Menschen das Tal

Da greift Gallus in die Vorratstasche, zieht ein Brot heraus, gibt es dem Bären und gebietet ihm, den Wald und das Tal zu verlassen. Ihm sollen fortan die Berge und Höhen gehören, den Talgrund aber soll er den Menschen überlassen.

Diese Legende ist ungewöhnlich. Denn aus alter Zeit werden viele Begegnungen von Bären mit Menschen berichtet. Oft geht es dabei um einen Kampf auf Leben und Tod.

Gallus sucht ein Gleichgewicht zwischen Natur und Mensch

Bei Gallus verläuft die Begegnung jedoch anders. Der Theologe Josef Osterwalder aus St. Gallen schreibt: „Gallus schließt mit dem Bären einen Vertrag. Das Land wird aufgeteilt: Dem Bären gehören die Höhen, dem Menschen das ebene Tal. Das heißt: Das wilde Tier, die Natur wird nicht besiegt und unterjocht. Sondern: Gallus sucht ein Gleichgewicht, das für Menschen und Tiere stimmt.“

Diese Legende ist auch heute noch aktuell

Ich finde: Gerade weil wir Menschen heute die Natur an vielen Orten zerstören und die Schöpfung in Gefahr ist, ist diese Legende wichtig. Sie lässt mich genauer hinschauen, wo Menschen für ein Gleichgewicht eintreten, das für alle Lebewesen gut ist. Frieden wird, wenn Lebewesen im Einklang miteinander leben

Frieden wird, wenn Lebewesen im Einklang miteinander leben

Solche Menschen machen mir Hoffnung für die Zukunft. Für ein Miteinander aller Lebewesen, für ein Friedensreich zwischen den Menschen, zwischen Menschen und Natur. Der Gallus-Tag zeigt: Frieden wird, wenn Lebewesen im Einklang miteinander leben. So wie Gallus es erlebt hat in seiner magischen Nacht.

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