Barfuß vor Gott
Über Veränderungen im Leben hat mein Kollege einmal etwas sehr Schönes gesagt: „Wenn das Leben eines Menschen sich in seinen Wendepunkten dreht, ist er ganz besonders empfänglich und empfindsam für Gottes Wort.“
Ein Wendepunkt im Leben: Ein neuer Arbeitsplatz
So ist das gerade bei mir. Mein Leben dreht sich. Ein Wendepunkt: Schon in wenigen Tagen werde ich eine neue Arbeitsstelle antreten. Nicht mehr als Pfarrer in meiner Gemeinde arbeiten, sondern eine andere Aufgabe in der Kirche übernehmen. Für diese Veränderung habe ich mich bewusst entschieden. Ich freue mich auf das Neue. Und gleichzeitig frage ich mich: Wie wird es sein? Werde ich der neuen Aufgabe gerecht werden?
Mit diesen Fragen bin ich gerade besonders empfänglich für die Geschichten der Bibel und Gottes Wort – genau wie mein Kollege gesagt hat. Eine Geschichte aus der Bibel ist mir gerade besonders wichtig. Sie erzählt von Mose.
Mose und der brennende Dornbusch
Mose ist in der Wüste. Er hütet dort Schafe. Da entdeckt er einen Dornbusch, der Feuer fängt und nicht aufhört zu brennen. Mose tritt an den Dornbusch heran. Da hört er Gott sagen: „Zieh deine Schuhe aus. Denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land.“
Ein großer Auftrag für Mose
Barfuß steht Mose vor Gott. Und Gott gibt ihm einen großen Auftrag: Er soll das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten führen in das Gelobte Land. Ein Wendepunkt in Moses Leben.
In emotionalen Situationen geht die Seele barfuß
Da passt das Ausziehen der Schuhe, auch wenn es zunächst eigenartig erscheint. Es drückt für mich aus, wie es mir im Inneren geht. Wenn ich einen Ort und Menschen verlasse, die mir lange vertraut sind, fordert mich das emotional heraus. Dann ist meine Seele weniger geschützt als sonst. Ich bin sensibler. Dann geht meine Seele barfuß, ist verletzlich.
Da tut mir gut, was Gott Mose sagt: „Du musst es nicht allein schaffen. Ich werde mit dir sein.“ Worte, die ihn bis in die Zehenspitzen hinein berühren. Und mich auch.
"Ich muss den Übergang nicht alleine schaffen"
Ich merke an vielen Stellen: Ich muss den Übergang nicht alleine schaffen. Viele Menschen kommen auf mich zu und erzählen mir von früheren Begegnungen. Eltern von Jugendlichen, die ich konfirmiert habe, erinnern an die schöne Konfi-Zeit. Andere erinnern sich, wie wir uns bei Beerdigungen begegnet sind. Oder einfach im Stadtteil, beim Einkaufen.
Wir sagen uns vielleicht Dinge, die wir vorher für uns behalten haben. Weil es nicht mehr viele Gelegenheiten geben wird, sich zu begegnen.
Glück und Gottes Segen für das, was kommt
Und viele Menschen wünschen mir Glück und Gottes Segen für das, was kommt. Ich nehme das auf und lasse es auf mich wirken. Empfänglich und empfindsam für ein gutes Wort.
Auch Mose ist voller Zweifel und Skepsis
Auch Mose ist besonders empfindsam. Barfuß steht er vor Gott. So wie er ist, sich gerade fühlt, voller Skepsis und Zweifel. Aber dann auch mit einer großen Portion Zutrauen und Mut.
Das macht mir Mut für den Übergang. Mit dem festen Versprechen von Gott im Gepäck, der zu allen Zeiten immer wieder sagt: „Ich werde mit dir sein. Du musst es nicht allein schaffen.“