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Die schönen Seiten der Herbstzeit
Bild: Valentin/Pixabay

Die schönen Seiten der Herbstzeit

Steffen Flicker
Ein Beitrag von Steffen Flicker, Schulleiter der katholischen Schule Marianum Fulda und Vorsitzender des Katholikenrates im Bistum Fulda
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„Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr!“ – Dieser Vers aus dem bekannten Gedicht „Herbsttag“ von Rainer Maria Rilke kommt mir in den Sinn, wenn ich die Verwandlung der Blätter an den Bäumen in diesen Tagen betrachte. Aus grünen Blättern werden nun gelbe und braune Blätter. Und mit diesen Änderungen in der Natur werde ich unmittelbar konfrontiert mit der Endlichkeit des Lebens: Es ist Herbst.

Rilke schreibt weiter: „Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.“ Hier wird anschaulich die Zeit des Übergangs vom Ende des Sommers hin zum Beginn des Winters beschrieben. Im übertragenen Sinne ist dies aber auch eine Beschreibung der Endlichkeit: Der Herbst meines Lebens beginnt.

Es wird sich von nun an wenig ändern: Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben. Keine wirklich zuversichtliche Perspektive. Hier drückt sich eher eine Stagnation aus: Einsamkeit.

Der Herbst und die Verbindung zur eigenen Vergänglichkeit

Die Melancholie, die in diesem Rilke-Gedicht zum Ausdruck kommt, beschleicht manche Menschen, wenn es Herbst ist. Vielleicht liegt es daran, dass mir angesichts der Veränderungen in der Natur deutlich wird: Wieder vergeht ein Jahr meines Lebens. Ich bin ein Jahr älter geworden. Ich werde mit meiner eigenen Vergänglichkeit konfrontiert.

Wie heißt es aber so schön? Die einzige Möglichkeit, um zu lange zu leben, ist es, älter zu werden. Und die Aussicht auf das Älterwerden kann ich ja auch positiv betrachten: Neue Zeiten kommen auf mich zu. Möglicherweise verbunden mit neuen Begegnungen, neuen Herausforderungen und neuen Entdeckungen.

Als Christ glaube ich: Gott geht jeden Schritt meines Lebens mit. Meine Wege werden von ihm begleitet. Auch dann, wenn ich ihn manchmal nicht wahrnehmen oder erkennen kann.

Auch die Vergänglichkeit birgt was Neues

Das lässt mich ruhig werden und schenkt mir Gelassenheit. Ich kann im Herbst natürlich in einer traurigen Reflexion bedauern, dass die Leichtigkeit und die Helligkeit des Sommers nun zu Ende gegangen sind. Nach dem Motto „Wie schön war doch die Zeit!“ Ich kann aber auch die Perspektive wechseln und sagen: „Ich freue mich auf das, was vor mir liegt. Ich lasse mich auf die Zukunft ein und bin schon freudig gespannt, was kommen mag.“

Dann kann ich die Herbstzeit genießen – mit all ihren bunten Farben in der Natur. Dann bin ich ein Teil davon und dann freue ich mich an dieser Veränderung.

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