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Schöpfungszeit und Franziskus
Bild: BiancaMentil_pixabay

Schöpfungszeit und Franziskus

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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„Lass jubeln alle Bäume des Waldes!“ Das ist das Motto der sogenannten Schöpfungszeit, die heute, am 4. Oktober, zu Ende geht. Die Bäume jubeln zu lassen, das scheint mir ein gutes Vorhaben. Gerade haben die Bäume des Waldes ja nicht viel zu jubeln: Auch nach recht regenreichen Sommermonaten sind viele Bäume durch die zwei vorigen heißen und dürren Sommer geschwächt und somit anfällig für Schädlinge und Sturmschäden. Nur jeder fünfte Baum in Deutschland ist wirklich gesund, die anderen kränkeln. Das können wir auch in unserer Region sehen, etwa im Taunus.

Lass jubeln alle Bäume des Waldes

„Lass jubeln alle Bäume des Waldes“, das ist ein etwas abgeändertes Zitat aus einem Psalm. Im Psalm 96, einem Lobgesang auf Gott, heißt es „Jubeln sollen alle Bäume des Waldes“ (Psalm 96,12). Das Motto der Schöpfungszeit nimmt mit der Aufforderung „Lass jubeln“ jeden und jede von uns in die Mitverantwortung: Sorgt dafür, helft mit, dass die Bäume jubeln können!

Franz von Assisi, der Umwelt-Heilige

Der Begriff „Schöpfungszeit“ ist noch nicht so bekannt. In der Schöpfungszeit laden die Kirchen dazu ein, die Schöpfung besonders in den Blick zu nehmen und sie zu schützen. Sie geht vom 1. September, dem aus der orthodoxen Tradition stammenden Tag der Schöpfung, bis zum 4. Oktober, also heute, dem Tag des heiligen Franz von Assisi, der ein besonderes inniges Verhältnis zur Schöpfung hatte. Manche nennen ihn auch einen Umwelt-Heiligen.

Sonne, Mond, Sterne, Feuer, Wasser nennt er Geschwister

Franz von Assisi, oder Francesco, wie er richtig hieß, hat im 13. Jahrhundert gelebt und uns zum Beispiel den großartigen Sonnengesang hinterlassen.

Darin nennt er Sonne, Mond und Sterne, aber auch Feuer und Wasser Brüder und Schwestern, redet sie also als seine Geschwister an. Er hat auch eine besondere, ungewöhnliche Wertschätzung für die Tiere, ja überhaupt für die Natur. Francesco fühlt sich als Teil von Gottes Schöpfung. Das gefällt mir gut.

Wir sind abhängig von unserer Mitwelt und Mitschöpfung

Denn ich finde es immer schwieriger in einem modernen Glaubenslied die Strophe mitzusingen, in der es heißt: „der Mensch ist die Krone der Schöpfung“, auch wenn ich das Lied sonst sehr mag. Wir Menschen tragen Verantwortung, klar, aber wir sind auch verletzlich und abhängig von allen Mitgeschöpfen. Manchmal sage ich statt „Umwelt“ oder „Schöpfung“ darum ganz bewusst „Mitwelt“ und „Mitschöpfung“.

Das Artensterben verletzt das „Netzwerk des Lebens“

Neben dem Klimawandel ist das Aussterben vieler Tier- und Pflanzenarten ein großes Problem für unsere Zukunft. Stellvertretend werden da immer die Bienen und Insekten genannt, aber es betrifft die unterschiedlichsten Arten von Leben. Wir sprechen dann vom Verlust der Biodiversität. Der Arzt und Entertainer Eckart von Hirschhausen hat dieses schwierige Wort übersetzt mit „Netzwerk des Lebens“. Das Bild vom Netz, in dem jede Art ein Knotenpunkt ist und das mehr und mehr löchrig wird, wenn Arten verschwinden, und dadurch immer weniger trägt, das spricht mich an.

Dieses Lebensnetzwerk müssen wir erhalten

Ich wünschte, dass wir Menschen es schaffen, dieses Lebensnetz zu erhalten statt es zu zerstören. Und ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, dass wir mehr Kraft und Zeit und Geld investieren in den Artenschutz, in Klimaschutz, in die Schonung von Ressourcen und damit in unsere eigene Zukunft. Dann werden nicht nur die Bäume jubeln, sondern vom Himmel aus vielleicht auch der heilige Francesco.

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