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Besser miteinander reden als übereinander
GettyImages/YakobchukOlena

Besser miteinander reden als übereinander

Charlotte von Winterfeld
Ein Beitrag von Charlotte von Winterfeld, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt
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Amir Mansoor [1] stammt aus Pakistan. Er kam als Jugendlicher nach Deutschland und lebt schon lange in Frankfurt. Er ist gläubiger Muslim. Amir fühlt sich in Deutschland zuhause, aber er kennt auch Diskriminierung. So, wie er aussieht, halten ihn viele für einen Taxifahrer – dabei  ist er Tourismuskaufmann. Er merkt, die Spannungen haben zugenommen seit dem Terroranschlag der Hamas letztes Jahr.

Nach dem Attentat vom 11. September 2001 hat sich etwas verändert

Amir kennt diese Situation schon aus der Zeit nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center vom 11. September 2001. Nach diesem Attentat hat Amir gespürt, dass sich etwas verändert. Pakistan, das Land, in dem er geboren wurde,   galt jetzt als Gefährderstaat. Denn hier hatte die Terrororganisation Al-Qaida Unterschlupf gefunden. Und auch Amirs Religion, der Islam, galt vielen als Bedrohung.

Amir Mansoor will den Dialog zwischen den Kulturen fördern

Seit dieser Zeit tut Amir viel für Verständigung und Dialog zwischen den Kulturen. Gründet sogar einen Verein für deutsch-pakistanische Begegnungen. Schreibt Theaterstücke, in denen es um gegenseitige Vorurteile geht. Auf jedem Stadtteilfest hat er einen Stand und bietet leckere Speisen aus Pakistan an: eingelegte Hähnchenspieße und Teigtaschen mit einer vegetarischen Füllung. Zusätzlich gibt es meistens Mango Lassi und eine pakistanische Rosenlimonade. Beim Essen und Trinken lässt es sich gut reden. Amir und sein Team setzen auf Dialog. Sie wollen zeigen: Pakistan hat wunderbare Traditionen und ist nicht prinzipiell terroristisch.

Als ich Amir beim Stadtteilfest kennenlerne, kommen wir schnell ins Gespräch. Wir unterhalten uns über das Massaker der Hamas an Jüdinnen und Juden und darüber, wie es jüdischen Menschen in Deutschland gerade geht und welchen Hass sie erleben. Wir unterhalten uns auch über die inhumanen Zustände in Gaza vor und während des Krieges, und darüber, wie sich Musliminnen und Muslime gerade unter Generalverdacht fühlen. Die schrecklichen Morde einzelner Islamisten in Deutschland tragen dazu bei.

Gemeinsame Veranstaltungen um den Spannungen zwischen den Religionen entgegenzuwirken

Amir und ich beschließen, gemeinsame Veranstaltungen durchzuführen. Einen Abend über Christentum und Islam haben wir schon organisiert. Ein weiterer Abend zusammen mit einer jüdischen Gesprächspartnerin soll folgen. Und dann soll es auch einen Kochkurs geben. Um Spannungen zwischen den Religionen entgegenzuwirken, um differenzierter zu denken, um sich gegenseitig besser wahrzunehmen und zu verstehen.

Ganz nach Amirs Motto: "Es ist besser, miteinander zu reden als übereinander."

 


[1] Amir Mansoor hat der Veröffentlichung zugestimmt und darum gebeten, seinen richtigen Namen zu verwenden.

 

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