Akzeptiere deine Brüche
Was mache ich, wenn meine schönste Vase zerbricht oder die Schale der geliebten Großmutter? Eine japanische Legende erzählt: Die Tee-Schale des mächtigen Kriegers Shogun war zerbrochen. Seine Lieblings-Teeschale. Shogun bringt die Scherben und Bruchstücke zu einem Kunsthandwerker.
Kintsugi – das Kitten mit pulverisiertem Gold und Lack
Der erfindet eine neue Methode: Kintsugi – die Goldverbindung - das Kitten mit pulverisiertem Gold und Lack. Als Shogun seine Tee-Schale wieder in den Händen hält, ist er erstaunt. Feine Goldstreifen sind zu sehen. Statt die Risse zu kaschieren, sind sie jetzt golden hervorgehoben. Jeder kann sehen: Diese Schale war einmal kaputt. Die vergoldeten Risse erzählen eine Geschichte.
Kintsugi auch im echten Leben anwenden
Der Comedian Atze Schröder und der Psychologe Leon Winscheid unterhalten sich über diese japanische Handwerkskunst Kintsugi. In ihrem Podcast „Betreutes Fühlen“. Beide sind sich einig: Wäre doch gar nicht schlecht, diese Kunst nicht nur bei zerbrochenem Geschirr anzuwenden, sondern auch im echten Leben. Die Falten im Gesicht und den Ansatz einer Glatze einfach zulassen und nicht verstecken. Die Brüche und durchlebten Krisen nicht verheimlichen, sondern als wichtige Phasen meiner Biographie akzeptieren. Sie machen aus, wer ich bin und wie ich bin.
Jeder Mensch würde mit sichtbaren Rissen und Verletzungen rumlaufen
Ich stelle mir das ganz bildlich vor: Jeder Mensch würde dann mit sichtbaren Rissen und Verletzungen rumlaufen und dafür Wertschätzung erfahren. Vielleicht würden wir auch vorsichtiger miteinander umgehen, weil wir sehen: Diese Bekannte hat schon eine Menge an Krisen ausgehalten. Und meine Tante, die hatte ein echt hartes Leben, da darf sie jetzt ruhig mal ein bisschen mürrisch sein.
Die Thesen von Carl Rogers
Atze und Leon bringen in ihrem Podcast auch Thesen von Carl Rogers ein, einem amerikanischen Psychologen aus dem letzten Jahrhundert. Der sagte sinngemäß: „Es bringt nichts, Gefühle zu verstecken. Akzeptiere dich, wie du bist. Akzeptiere deine emotionalen Höhen und Tiefen. Dann erst kannst du dich verändern.“
Nur wer sich selbst realistisch sieht, kann sich realistische Ziele setzen
Atze und Leon sprechen darüber, wie paradox das ist: Ich soll mich toll finden, wie ich bin – das klingt nach Selbstzufriedenheit und Sich-Einrichten im Hier und Jetzt. Gleichzeitig: Erst wenn ich das tue, habe ich die Chance, mich zu verändern. Nur wer sich selbst realistisch sieht, kann sich realistische Ziele setzen.
Wie kann ich mich selbst akzeptieren?
Für mich klingt das befreiend. Aber wie komme ich dahin, mich selbst zu akzeptieren? Dafür brauche ich noch einen wichtigen Zwischenschritt: ein Gegenüber, das mich mag und wertschätzt. Meinen Mann zum Beispiel oder gute Freunde. Und dahinter schimmert sie durch, hinter Freundschaft und Liebe: die große Wertschätzung Gottes.
Dann kann ich das mitfühlen: Schönheit ist nicht in der Perfektion zu finden. Fehler gehören zum Leben. Meine Brüche werden wertgeschätzt. Dann kann ich sie auch selbst akzeptieren.
Zitate von Carl Rogers
“Das seltsame Paradoxon ist, dass, wenn ich mich so akzeptiere wie ich bin, ich die Möglichkeit erlange, mich zu verändern.”
"Ich fühle mich glücklicher, nur weil ich ich selbst bin und andere sie selbst sein lasse.”
“Es geht nicht darum, die Gefühle aus dem Kopf zu bekommen oder sie darin zu verstecken, sondern darum, sie mit Akzeptanz zu durchleben.”
“Ich weiß, dass ich, wenn ich stabil, umsichtig und statisch wäre, im Tod leben würde. Daher akzeptiere ich die Verwirrung, die Unsicherheit, die Angst und die emotionalen Höhen und Tiefen. Denn das ist der Preis, den ich für ein lebendiges, verwirrendes und aufregendes Leben zu zahlen bereit bin.”
Quelle: https://gedankenwelt.de/die-7-besten-zitate-von-carl-rogers/
„Wenn Dir jemand wirklich zuhört. Wenn Dir jemand wirklich zuhört, ohne dich zu verurteilen, ohne dass er den Versuch macht, die Verantwortung für Dich zu übernehmen oder Dich nach seinen Mustern zu formen – dann fühlt sich das verdammt gut an. Jedes Mal, wenn mir zugehört wird und ich verstanden werde, kann ich meine Welt mit neuen Augen sehen und weiterkommen. Es ist erstaunlich, wie scheinbar unlösbare Dinge doch zu bewältigen sind, wenn jemand zuhört.“