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Kuchen backen wie Papa
Bild: Mirka/Pixabay

Kuchen backen wie Papa

Ayleen Nüchter
Ein Beitrag von Ayleen Nüchter, Katholische Gemeindereferentin im Pastoralverbund St. Benedikt Hünfelder Land
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Im Studium bekam ich in einer Prüfung die Aufgabe, zu erklären, wie Glaubensweitergabe in der heutigen Zeit funktionieren kann. Was könnte der Schlüssel sein, wenn es darum geht, die tiefe Sehnsucht nach Gott in die kommenden Generationen zu tragen? Keine leichte Aufgabe. Im Gegenteil. Aber ein Beispiel aus meinem Lebensalltag hilft dabei zu verstehen, was es braucht, um den Glauben auch heute noch weiterzutragen:

Seitdem ich denken kann, backt mein Vater Kuchen. Rotweinkuchen. Wir haben es mal hochgerechnet: Über 1000 Stück hat er bis heute gebacken. Je älter ich wurde, desto mehr interessierte ich mich für die einzelnen Schritte beim Backen. Er schrieb, trotz der vielen geglückten Kuchen, immer mal wieder etwas handschriftlich auf das Rezept, was das Ergebnis verfeinerte. Es kam der Tag, da griff ich kurzerhand selbst zur Rührschüssel und zum Handmixgerät. Ich wollte nun das, was ich schon lange Zeit aus der Beobachterrolle gesehen hatte, selbst ausprobieren.

Man nehme eine gute Basis, einen Löffel Kreativität und ganz viel Grundvertrauen

Doch um nicht genau denselben Kuchen zu backen wie mein Vater, entschloss ich mich für ein ähnliches Rezept. Keine Torte, kein Blechkuchen, nein - ein Marmorkuchen. Von der Zubereitung her ähnelt er dem Lieblingskuchen meines Vaters sehr. Ich rühre also Eier, Mehl und Backkakao in einer Schüssel zusammen und schichte den dunklen und den hellen Teig abwechselnd in die Backform. So ergibt sich die typische Marmoroptik. Schließlich halte ich das fertige Ergebnis nach 1 Stunde Backzeit in den Händen und präsentiere es meiner Familie pünktlich zum Nachmittagskaffee. Was das mit der Weitergabe des Glaubens zu tun?

Wir lernen durch Vorbilder

In meinen Augen ist es für die Glaubensweitergabe eine unverzichtbare Grundlage, ein Vorbild zu haben. Das war - um im Bild des Backens zu bleiben - mein Vater, der seit Jahrzehnten Rotweinkuchen backt. Das Backen meines Vaters war inspirierend und für mich so eindrücklich, dass ich das Bedürfnis hatte, es ihm gleichzutun. Das, was er konnte, wollte ich auch können. Er hat mich sozusagen auf den Geschmack gebracht. Ähnlich ist es auch, wenn wir von unserer Religion und damit verbunden von unserem Glaubensleben berichten und es authentisch vorleben. Das strahlt aus. Ein Gebet vor dem Mittagessen, das Entzünden von einer Kerze bei einem Herzensanliegen, der Gang zum Gottesdienst.

Mit Beginn des zweiten Lebensjahres ahmen Kinder ihr Umfeld bewusst nach. Als erstes dienen die eigenen Eltern, Großeltern oder Geschwister als Vorbilder. Doch mit der Zeit ahmen Kinder auch all diejenigen nach, die sich in deren Umfeld aufhalten. Der Mensch lernt, in dem er sich Abläufe wiederholt anschaut und diese versucht, selbst umzusetzen. Doch es geht - wie im Glauben auch - nicht zwingend darum, jemanden eins zu eins nachahmen zu wollen. Vielmehr ist es sinnvoll, mich inspirieren zu lassen, um mich - im zweiten Schritt - selbst auf die Spur zu begeben und zu überlegen, was ein „passendes Rezept“ für mich und für meinen Glauben sein kann.

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