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Mir fällt nichts ein
Bild: Pixabay Anemone 123

Mir fällt nichts ein

Katrin Wienold-Hocke
Ein Beitrag von Katrin Wienold-Hocke, Evangelische Pröpstin, Sprengel Kassel
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Mir fällt nichts ein. Ein quälender Zustand. Schon die Suche nach einem passenden Geschenk kann eine Plage werden. Persönlich soll es sein, originell, nicht im Weg stehen. Und wenn ich mich am Ende für ein Glas Honig entscheide und es mühselig verpacke- was schreibe ich dann auf die Karte? Natürlich nicht die üblichen lahmen Wünsche, aber was dann?

Kreativ sein geht nicht auf Knopfdruck

Kreativ sein geht nun mal nicht auf Knopfdruck. Für Menschen in kreativen Berufen kann das eine existentielle Krise bedeuten. Eine Schriftstellerin mit der Schreibblockade ist vor dem berühmten leeren weißen Blatt in echter Not. Wenn im Beruf Innovation gefragt ist, originelle Lösungen gesucht werden- was dann? Da hilft es gar nichts, wenn das leere Blatt ein Bildschirm ist. Der Einfall lässt sich leider nicht zwingen. Wie das Wort schon sagt, er fällt ein, unberechenbar, wie von außen und von oben. Dazu muss ich ihm aber Gelegenheit geben.

Je mehr ich mich verkrampfe, desto mehr machen Kopf und Herz dicht. Da kann beim besten Willen nichts reinfallen.

Hilfreiche Einfälle 

Ich habe für mich ein paar hilfreiche Möglichkeiten entdeckt, wie ich Einfälle locken kann - oder wenigstens nicht verhindern. Ich brauche Zeiten, die nicht durchgeplant sind. Wenn ich mal nicht To do Listen abgearbeitet habe, sondern mich abends frage:  wie habe ich jetzt eigentlich diesen Tag rumgebracht? An solchen Tagen mit Freiraum  kommen bei mir die Ideen zu Besuch. Beim Auspendeln. Beim Teig und andere Dinge gehen lassen. Es ist, als brauchten die Ideen Brutzeiten, damit sie schlüpfen können, oder eben Lücken, Leerstellen für den Einfall. Sowas wie Langeweile, lange Weile.

Astrid Lindgren wird gern zitiert: „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen"

Kinder, und eben nicht nur Kinder, brauchen Langweile, damit sie kreativ werden“.

Schöpferisch sein und Nichts tun gehören zusammen

Schöpferisch sein und Nichtstun, das gehört zusammen. Daran erinnert mich jede Woche der Sonntag, der siebte Tag der Schöpfung, an dem Gott sich ausruht von all dem To do mit Himmel und Erde. Das ist den Menschen auch gegönnt, beides, kreativ sein und faul.

Einen Sonntag mit Langeweile wünsche ich mir morgen und - Ihnen auch!

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