Toiletten machen Schule
Alle zehn Jahre fahre ich zum Klassentreffen nach Wolfhagen. Dieses Jahr haben wir vorher unsere alte Schule besucht. Da standen wir nun auf dem Schulhof, und es fühlte sich an wie damals.
Auch Schultoiletten wecken Erinnerungen
Einiges hat sich zwar verändert, aber mit dem Blick ins Klassenzimmer ist der Matheunterricht sofort wieder lebendig. Die Toiletten sind noch da, wo sie waren - auch das weckt Erinnerungen. Der Geruch... .Regelmäßig sah man eigentlich nur die Raucher dorthin verschwinden.
Warum heißt die Gesamtschule nach Wilhelm Filcher?
An meiner alten Schule gibt es inzwischen viel frischen Wind. Warum sie damals Wilhelm-Filchner- Gesamtschule hieß, war uns ein Rätsel: keiner kannte den bayerischen Forschungsreisenden und Geophysiker, der die Antarktis und Tibet erkundet hatte. Dass er Gründungsmitglied der Gesellschaft für Rassenhygiene war und in der NS-Zeit vielfach ausgezeichnet wurde, kam erst später zur Sprache.
Seit 2020 heißt sie Walter-Lübcke-Schule
Wir haben den Namen noch nicht in Frage gestellt. Erst 2020 war es dann so weit. Schülerinnen und Schüler haben den Vorschlag gemacht, ihre Schule nach Walter-Lübcke- zu benennen. Das war naheliegend, nur wenige Kilometer entfernt ist der hessische Regierungspräsident in seinem Zuhause erschossen worden.
Er setzte sich für Flüchtlinge ein
Er hatte sich mutig und tatkräftig für die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen eingesetzt. Für ihn entsprach es christlichen Werten Menschen Zuflucht und Schutz zu bieten. Die Namensgebung war eine mutige Entscheidung der Schulgemeinschaft- ein klares Bekenntnis für Vielfalt. Sie setzen sich auch in ihrem Schulalltag dafür ein, Schülerinnen und Lehrer.
Ein Text aus dem Demokratie Workshop
Mit einem Demokratie-Workshop zum Beispiel, bei dem coole Texte entstehen – wie dieser:
„Demokratie ist wie Klopapier an unserer Schule, man muss darum kämpfen“ trug Felix Wagner vor bei der Gedenkfeier für Lübcke in der Kasseler Martinskirche – und alle wussten sofort, was er meint. Demokratie und Respekt vor den anderen, das findet im Alltag statt.-
Projekt“ Toiletten machen Schule“
Klopapierberge, die am Boden liegen, so dass es aussieht wie auf der Müllhalde- das ist leider noch nicht der Gipfel dessen, was auch in der Lübcke Schule in den Toiletten angerichtet und anderen Schülern und Reinigungskräften zugemutet wird. Deshalb schließt die Gesamtschule sich jetzt dem Projekt an: Toiletten machen Schule“.
Eine biblische Haltung für den Alltag
Schülerinnen, Lehrer, Eltern, Hausmeister und Reinigungskräfte haben Teams gebildet, die gemeinsam hinschauen, und etwas verbessern wollen. Einem schwierigen Thema nicht ausweichen. Verschiedene Perspektiven einbringen. Zuhören. Sich in andere hineinversetzen. Das ist eine biblische Haltung für den Alltag. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Ich glaube, die Toiletteninitiative hätte Walter Lübcke gefallen!