Der schreibende Roboter
Es ist ein ganz normaler Füller mit einer Schönschreibfeder. Ruhig und vollkommen gleichmäßig malt er Buchstaben, die altmodische Schwabacher Schrift aus dem 16. Jahrhundert.
Ein Roboter, der alle Psalmen schreibt
Der Füller wird von einem Roboterarm bewegt, der wiederum von einem hochkomplexen Programm gesteuert wird. Dieser Roboter schrieb ohne Unterbrechung, Tag und Nacht, in Kassel in der Karlskirche. Nach zwei Wochen waren auf einer großen Papierrolle alle Psalmen zu lesen.
Gefühlloser Roboter Gegenbild zum frommen Mönch?
Das ist ja grässlich, sagte jemand. Das Gegenbild zum perfekten, aber seelenlosen Schreibroboter, dem der Inhalt nichts bedeutet, ist doch der Mönch. In seinem Kloster schreibt er die Bibel ab, geistlich vertieft in ihren Inhalt und in frommer Hingabe. So, wie es gleich im ersten Psalm heißt: Selig ist der Mensch, der Gottes Weisung murmelt Tag und Nacht, der das Gotteswort meditiert( nach Ps 1,2).
Abschreiben war früher harte Arbeit
Die Realität in den Skriptorien der Klöster war wohl weniger romantisch. Harte Arbeit war das für Mönche und Nonnen in kalten Schreibstuben. Die Finger fingen auf Dauer an zu krampfen und der ganze Leib schmerzte. Auf alten Handschriften finden sich kleine Kommentare wie: Gott sei Dank, es wird schon dunkel oder: ach, hätte ich doch nur ein schönes Glas Wein - das beschrieb Umberto Eco in seinem Roman „Der Name der Rose“.
Wodurch Bibelworte mich ansprechen
Der Buchdruck war ein großer Fortschritt. Sogar unsere Altarbibeln werden vollautomatisch gedruckt. Niemand muss mehr für die Herstellung des Buches unnötig leiden. Außerdem geht es schnell und ist preiswert. Mir sind Bibelverse nicht mehr und nicht weniger heilig, wenn ich sie auf dem Handy lese. Dass die Worte mich ansprechen, lebendig werden und mich in Verbindung bringen mit Gott, größer und weiter als mein eigenes Leben und mein Horizont, das macht sie heilig.
Warum schreibt der Roboter Bibeltexte ab?
Warum haben sich die Künstler von Robotlab die große Mühe gemacht, so aufwändig das heilige Buch schreiben zu lassen?
Sie haben keine religiösen Motive, sagen sie, sondern gestalten die Spannung zwischen Technik, Kunst und Religion. Die Bibel haben sie gewählt, weil sie ein Basistext ist, Grundlage für unser Zusammenleben nach christlichen Werten. Basic Input Output System Bible heißt ihr Kunstwerk.
Buchstabieren, was uns trägt und zusammenhält.
Buchstabieren, was uns trägt und zusammenhält. Das braucht Ruhe und Sorgfalt, damit sich der Sinn der Worte entfalten kann. Die Jahreslosung ist der Vorschlag, ein Bibelwort für ein ganzes Jahr mitzunehmen, zum Murmeln, zum Buchstabieren, immer wieder in den Alltag tragen. Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen(1 Kor 16,14). Eine gute Basis.