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Wissen, wo der Barthel den Most holt
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Wissen, wo der Barthel den Most holt

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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„Wissen, wo der Barthel den Most holt“ – kennen Sie diese alte Redewendung? Sie bedeutet: Jemand kennt sich gut aus und hat auch einige Schleichwege oder Tricks auf Lager. Es gibt viele Ideen, woher die Redensart kommt und was sie genau bedeutet. Eine Theorie bezieht sich auf einen Heilbronner Schultheiß Bartholomäus im 13. Jahrhundert, denn der hatte einen geheimen Zugang zum Ratskeller. Eine andere Erklärung betrachtet die Wortstämme und will darin Ausdrücke aus der Gaunersprache erkennen. Dann würde die Redensart bedeuten: „sich mit der Brechstange Zugang zu Münzen verschaffen“. 

Seine Reliquien verteilten sich über die halbe Welt

Eine dritte Erklärung sieht eine Verbindung zum Heiligen des heutigen Tages, dem heiligen Bartholomäus. Bartholomäus war einer der zwölf Jünger Jesu (Markus 3,14-19). Sonst wird in der Bibel nichts von ihm überliefert. Der Legende nach war er der Bräutigam der Hochzeit zu Kana. Wenn man der Überlieferung glaubt, hat Bartholomäus den christlichen Glauben in Persien verkündet, möglicherweise auch in Indien. Es gibt auch Legenden, die ihm die Verbreitung des Evangeliums in Ägypten und Armenien zuschreiben. In Armenien soll er schließlich durch Enthauptung hingerichtet worden sein. Seine Reliquien verteilten sich über die halbe Welt. 

Wahrscheinlich hängt die Redensart damit zusammen

Jedenfalls war im Mittelalter der Bartholomäustag ein wichtiger Los-Tag: Ab dem 24. August durfte wieder in Binnengewässern gefischt werden und die Lizenzen der Wirte wurden vergeben. Möglicherweise hängt die Redensart „wo der Barthel seinen Most holt“ dann damit zusammen: Nur derjenige hat eine Schanklizenz bekommen, der an diesem Tag bereits Apfelmost ausschenken konnte. 

Dann bin ich schon ziemlich aggressiv

Ich kann mich für solche alte Redensarten und ihre Herkunft regelrecht begeistern. Mich fasziniert, welchen Kulturschatz sie bewahren. Denn es ist ja eine Art Insider-Wissen, ein „Wissen der Eingeweihten“, das Menschen in die Lage versetzt, die Bedeutung zu erfassen – und die feinen Unterschiede! Wenn ich über jemanden sage „Der weiß, wo der Barthel den Most holt“, schwingt Anerkennung mit, dass derjenige sich wirklich gut auskennt und weiß, wie etwas funktioniert. Wenn ich aber zu jemandem sage: „Dir zeig ich, wo der Barthel den Most holt“, dann bin ich schon ziemlich aggressiv und möchte demjenigen unmissverständlich klarmachen, wo es langgeht. 

Dann wird die kostbare Reliquie der Öffentlichkeit gezeigt

Der heilige Bartholomäus ist übrigens der Stadtpatron Frankfurts und der Namensgeber für eines der bedeutendsten Wahrzeichen der Stadt, den Kaiserdom. Heute, an seinem Gedenktag, feiert die katholische Stadtkirche Frankfurt diesen Märtyrer und Apostel Jesu, dessen Reliquie seit mehr als 1000 Jahren im Bartholomäusdom aufbewahrt und verehrt wird. Nur einmal im Jahr - am Sonntag nach dem Namenstag des Heiligen am 24. August - wird die kostbare Reliquie der Öffentlichkeit gezeigt und in einer Reliquienprozession verehrt. Zum Stadtkirchen- und Patronatsfest kommen Gläubige aus allen Teilen der Stadt in den Dom.

Über alte Redewendungen nachdenken

Und auch wer nicht in Frankfurt dabei sein kann, kann an diesem Wochenende vielleicht eine Runde durch die Stadt oder den Ort drehen, über alte Redewendungen nachdenken und zur Feier des Tages einen schönen Apfel-Most trinken.

 

 

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