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Keine Männer mit Flügeln
Bild: Pixabay

Keine Männer mit Flügeln

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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Eines meiner Lieblingsgedichte stammt von dem Schriftsteller Rudolf Otto Wiemer. Es beginnt mit den Zeilen: „Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein – die Engel.“. Heute steht in meinem Kalender der Aktionstag „Sei ein Engel“ und da fällt mir dieses Gedicht ein.

In dem Gedicht geht es darum: Engel müssen nicht aussehen, wie wir es von alten – und manchmal kitschigen – Bildern im Kopf haben. Sie tragen weder weiße Nachthemden noch Schwerter und auch Flügel sind selten. 

Das war ein Bote Gottes

Die Vorstellung von Engeln gibt es in vielen Religionen und Kulturkreisen. Im Alten Testament in der Bibel werden sie als „Malak Jahwe“ bezeichnet, als Boten Gottes. Sie sollen dort oft einem Menschen eine bestimmte Botschaft vermitteln – meist dann, wenn es besonders wichtig ist, dass dieser Mensch sich im Dienst Gottes auf den Weg macht.

Immer erscheinen diese Engel in menschlicher Gestalt – und oft erkennen die angesprochenen Menschen erst später: Das war ein Bote Gottes.

Es gibt sichtbare Engel

Ich bin überzeugt davon: Engel gibt es. Als Christin bekenne ich das auch im großen Glaubensbekenntnis: „Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles erschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.“ (Credo von Nicäa-Konstantinopel, aus dem Jahr 451; GL 586,2). Ich bin aber auch davon überzeugt, es gibt sichtbare Engel. Rudolf Otto Wiemer sagt über sie:

„Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
oder er wohnt neben dir, Wand an Wand,
der Engel.

Dem Hungernden hat er das Brot gebracht,
der Engel.
Dem Kranken hat er das Bett gemacht,
und hört, wenn du ihn rufst, in der Nacht,
der Engel.“ 

Wenn ich es am nötigsten gebraucht habe

In diesem Sinne rechne ich eigentlich immer wieder damit, Engeln zu begegnen und ich denke, ich bin schon einigen begegnet. Es waren dann nie die ganz großen weltbewegenden Botschaften, die mein Leben umgekrempelt hätten. Meistens waren es eher die richtigen Worte zur richtigen Zeit: eine Ermutigung, eine Bestärkung, ein Trost, wenn ich es am nötigsten gebraucht habe. 

Da ist eine, die nach mir schaut...

Ich denke: Auch ich kann ein Engel, ein „Bote Gottes“ sein. Ich möchte anderen Menschen eine Botschaft von Gott bringen und das nicht nur, wenn ich predige oder im Radio spreche. Ich möchte Menschen in ihrem Alltag spüren lassen: Da ist eine, die nach mir schaut, die einen freundlichen Blick oder einen Gruß hat für mich. Ich möchte die Botschaft vermitteln: Du bist es wert, dass jemand nach dir schaut, weil du ein geliebtes Kind Gottes bist. Und ich möchte in kleinen Gesten helfen, dass die Welt ein menschenfreundlicher Ort wird. Dazu brauche ich weder Flammenschwert noch Flügel – nur den Glauben daran: Gott hat eine Botschaft für jeden Menschen. 

„Fürchte dich nicht“

In der Bibel beginnt fast jede Botschaft eines Engels mit den Worten „Fürchte dich nicht“. Und gerade heute können viele Menschen diese Botschaft gut gebrauchen: Fürchte dich nicht! Hab keine Angst! Du bist nicht allein – jemand schaut nach dir und begleitet dich.

 

 

 

 

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