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Frei-Bad
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Frei-Bad

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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Wenn gerade mal wieder eine Hitze-Welle über das Land rollt, dann zieht es mich ins Freibad. Ich bin keine begeisterte Schwimmerin, aber an heißen Tagen finde ich den Sprung ins kühle Nass herrlich erfrischend. Ich tauche ein und tauche ab – der Alltag ist plötzlich weit weg und ich kann abschalten. Ich bin frei von Verpflichtungen und Sorgen – wenigstens für die Dauer meiner geschwommenen Bahnen.

Ein ganz anderes Bad: die Taufe

Das Schwimmbad ist überhaupt ein interessanter Ort: Dort verschwinden viele äußere Konventionen. Ich treffe dort den Bankmitarbeiter ganz ohne Anzug und ich bin frei, auf dem Boden zu sitzen und mit den Händen zu essen.

Während ich so auf meinem Handtuch liege, kommt mir ein Wortspiel in den Sinn: „Frei-bad“ – ein Bad, das frei macht. Dazu fällt mir als Theologin ein ganz anderes Bad ein: die Taufe. 

 

Er taucht wieder auf „wie neu geboren“ 

Die Taufe ist ja eigentlich ein Eintauchen. Heute merken wir das in den westlichen Kirchen nicht mehr, wenn dem Kind nur kurz Wasser über den Kopf getröpfelt wird. In den orthodoxen und manchen freikirchlichen Gemeinden ist es aber bis heute so, dass der ganze Täufling untertaucht. Er taucht wieder auf „wie neu geboren“. Die Taufe wird als zweite Geburt gesehen: der Anfang des Lebens als Gottes Kind, als Geschwister von Jesus Christus. Im Brief des Apostels Paulus an die Römer heißt es: „Wir wurden ja mit ihm [Jesus Christus] begraben durch die Taufe auf den Tod, damit auch wir, so wie Christus … von den Toten auferweckt wurde, in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln.“ (Römer 6,4).

Als freies Kind Gottes zu leben

Als Christin glaube ich: Mit der Taufe beginnt ein neues Leben. Und dadurch bin ich berufen, als freier Mensch dem Ruf Gottes zu folgen. In einem anderen biblischen Brief steht dazu: „Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“ (Galater 3,28) 

Durch die Taufe sind Christen also frei – auch von allen Zuordnungen. Frei sein bedeutet immer zweierlei: Frei sein von etwas und frei sein für etwas. Nach christlicher Überzeugung macht die Taufe frei von den Verstrickungen in ungute Zusammenhänge – früher sagte man Sünde dazu. Und gleichzeitig ist ein getaufter Mensch frei, etwas zu tun: nämlich als freies Kind Gottes zu leben.

Eine gute Erinnerung und ein Trainingsplatz

Für mich bedeutet das: Wenn ich aus der Kraft der Taufe heraus lebe, dann sollten mich alltägliche Sorgen nicht zu sehr bedrücken. Und die gesellschaftlichen Konventionen können mir bis zu einem gewissen Punkt egal sein, denn bei Gott zählen andere Werte.

Für mich ist das Freibad da eine gute Erinnerung und ein Trainingsplatz. Ich kann mich darauf einlassen, abzutauchen und mich frei zu fühlen. Kurz darauf kann ich üben, die Menschen nicht nach ihrem Äußeren zu beurteilen, sondern freundlich und rücksichtsvoll mit allen umzugehen. Gott ist unsere Strandfigur egal. Was zählt, ist das Herz und das Bemühen, sein Gebot der Liebe zu leben – auch im Freibad.

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