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Menschen helfen
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Menschen helfen

Eva Reuter
Ein Beitrag von Eva Reuter, Katholische Pastoralreferentin, Betriebsseelsorge im Bistum Mainz / Regionalstelle Rheinhessen
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Heute ist Welttag der humanitären Hilfe. Mitten im Hochsommer fällt mir dazu ein Erlebnis aus dem Winterurlaub ein: Es ist schon ein paar Jahre her: Im Skiurlaub bin ich mit meiner damals knapp vierjährigen Tochter Schlitten gefahren. Es war eine lange Schlittenstrecke, auf der auch viele Erwachsene unterwegs waren. Einige davon waren nicht mehr nüchtern und sind waghalsig gefahren. Am Ende der Schlittenstrecke mussten wir an der Gondelstation warten. Da schoss ein Schlitten mit einem johlenden jungen Mann viel zu schnell um die letzte Kurve. Er konnte nicht mehr lenken und raste in den Wald. Wir hörten Zweige knacken und dann nichts mehr. 

Einfach weil es Menschen sind 

Sofort hab ich unseren Schlitten abgestellt, meiner Tochter gesagt, „warte hier auf mich“ und bin mit einigen anderen los, um nach dem Verunfallten zu schauen. Der krabbelte in dem Moment nahezu unverletzt aus dem Wald – er war in einer jungen Fichte gelandet. Gott sei Dank, das hätte auch ganz anders ausgehen können.

Zurück bei meiner Tochter schaute die mich mit großen Augen an und fragte: „Mama, muss man auch blöden Leuten helfen?“

Ich habe ihr damals erklärt, dass man allen Menschen helfen muss, wenn sie Hilfe brauchen – auch wenn sie blöd sind oder selbst schuld. Einfach weil es Menschen sind und wir auch Menschen sind. 

"Man lässt keine Menschen ertrinken"

Heute, am Welttag der humanitären Hilfe, muss ich an dieses Erlebnis denken. Eigentlich ist es so einfach: Menschen helfen Menschen. In Wirklichkeit ist es oft viel schwieriger: Hilfsorganisationen werden an ihrer Arbeit gehindert oder internationale Zahlungen werden gekürzt, weil die Machthaber eigene Interessen haben.

Vor einigen Jahren hat die evangelische Pastorin Sandra Bils den Satz geprägt: „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt!“ Es ist der Slogan der Seenotrettungsinitiative „United4rescue“. Viele evangelische Landeskirchen unterstützen die Seenotrettung im Mittelmeer. 

Täglich fliehen sie über das Meer

Die humanitäre Katastrophe im Mittelmeer gibt es immer noch. Täglich fliehen Menschen über das Meer und viele erreichen das rettende Ufer nicht. Andere Katastrophen haben in der Zwischenzeit mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen. Der Krieg im Gaza-Streifen zum Beispiel. Auch da leben Menschen und vor allem Kinder, die einfach Hilfe brauchen. Hilfe zum Überleben – ohne zu fragen, ob sie irgendeine Schuld haben, welcher „Seite“ sie angehören oder ob es politisch nützlich ist, ihnen zu helfen. 

Auch die blöden Menschen!

Jesus ist da ganz klar. Ich habe diese Stelle aus der Bibel schon oft zitiert: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40). Vorher hatten die Leute Jesus gefragt, was sie ihm Gutes getan hätten – denn sie konnten sich nicht erinnern, Jesus krank, nackt, hungrig oder im Gefängnis gesehen und ihm geholfen zu haben.

Das hatten sie auch nicht – sie hatten Menschen geholfen und damit in jedem Menschen Jesus. Denn nach christlichem Glauben ist jeder Mensch ein Geschöpf Gottes. Ja, auch die blöden Menschen! Deshalb: Allen Menschen ist zu helfen. Ohne Ausnahme. Ausrufezeichen.

 

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