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Wer ist Gottes Freund?
Bild: medio.tv / Schauderna

Wer ist Gottes Freund?

Ralf Ruckert
Ein Beitrag von Ralf Ruckert, Evangelischer Pfarrer, Lahntal
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Der kleine kurdische Junge Miran hat mit seiner Familie ein paar Monate zwischen meinem Haus und der Kirche in einer Notunterkunft gewohnt. Dann sind sie in einen anderen Landkreis gezogen. Auch da gibt es neben ihrer Wohnung eine Kirche. 

Ist Pfarrer Gottes Freund?

Vater und Sohn auf dem Bürgersteig:
„Hey, Papa, schau mal, Herr Ralf (das bin ich) ist auch hierhergezogen. Super! Jetzt ist er wieder unser Nachbar.“
Der Vater: „Nein, er ist nicht hierhergezogen. In dieser Kirche arbeitet ein anderer Priester.“
Der Sohn: „Aber Papa, du hast gesagt, der Pfarrer ist Gottes Freund. Ich nehme an, Gott liebt ihn nicht mehr, wenn Gott einen neuen Freund gefunden hat.“
Vater: „Es gibt viele Geistliche.“

Macht Gott einen Unterscheid zwischen den Menschen?

Die kurdische Familie ist im Ursprung muslimisch. Aber die Eltern sind allgemein religiös interessiert. Sie haben gute Erfahrungen mit der Kirche gemacht. Hier hat man sich um sie gekümmert, als sie Probleme hatten. Auch die Kinder haben das gemerkt. 

Zwischen Allah und Gott macht Miran keinen Unterschied. 
Jetzt fragt er sich, ob Gott einen Unterschied zwischen den Menschen macht. 

Sohn: „Aber wenn Gott viele Freunde hat, warum kann er dann nicht mit uns allen befreundet sein? Warum wählt er nur einige aus.“

Unterschiede machen ist für Miran normal

Für Miran ist das normal: Einige sind Deine Freunde. Andere nicht. Es ist wie beim Siegertreppchen: Wenige haben eine Medaille, die meisten nicht. Dass Gott der Freund des Pfarrers ist, hat sein Vater ihm erzählt. Dass Gott auch Mirans Freund sein will, weiß er noch nicht. Aber etwas scheint sich nicht richtig anzufühlen.

Dazugehören oder nicht - ein Thema der Religionen

Miran berührt ein zentrales Thema aller Religionen: Dazugehören – nicht dazugehören. Und viele Gläubige teilen die Menschen genau so ein. Auch das System „Mitgliedschaft“ funktioniert so: Es gibt ein Drinnen und ein Draußen.
Jesus erzählt und erlebt mit seinen Jüngerinnen und Jüngern Geschichten, in denen alle dazugehören dürfen: Der Fremde, der in einem anderen Tempel betet, die Frau, die ihren Körper verkauft, der Kollaborateur. 

Bei Gott kein Unterscheid in Erwählt und Unerwählte

Vor Gott gibt es keine Unterschiede in mehr oder weniger Erwählte. Es gibt kein Siegertreppchen, keine Medaillen. 
Kindermund tut Wahrheit kund! Jede und jeder kann Gottes Freund sein, hinweg über die Grenzen von Konfession, Sprache und Kultur.
Jetzt müssen wir nur noch ernstmachen damit, einander auch so zu behandeln.
Denn wenn es bei Gott eben doch ein Siegertreppchen gäbe, dann wären alle oben!

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