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Nett sein lohnt sich
Bild: pexels / RDNE

Nett sein lohnt sich

Ralf Ruckert
Ein Beitrag von Ralf Ruckert, Evangelischer Pfarrer, Lahntal
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„In Deutschland kommst Du mit Ehrlichkeit nicht weit.“ 
Ich geh durch die Cafeteria. Da hab ich auf einmal diesen Satz im Ohr.
„Ist doch wahr!“ An einem Tisch reden zwei Männer. Der eine ist laut.
Ich würd gern widersprechen. Aber ich kenn die Leute gar nicht.

 „Ehrlichkeit bringt nichts!“

Dem anderen geht es aber offenbar auch so wie mir. Der meint, aber deutlich leiser als sein Gesprächspartner: „Wenn Du ehrlich bist, bist Du sozial.“ 
„Das bringt aber gar nichts! Denn, wenn du sozial bist, zahlst du für andere mit.“ 

Es scheint ums Schummeln zu gehen für den eigenen Vorteil – auf Kosten anderer.
„Sozial! Glaub mir, du hast nichts davon!“
Ich mache mich fort. 

Hätte ich Stellung beziehen sollen
Und dann ärgere ich mich. Mit solchen Parolen rechtfertigen die Leute ihre Steuerhinterziehung, ihren Versicherungsbetrug. Auch dass sie in der Firma etwas mitgehen lassen oder die Mitarbeitenden ausnutzen. All das schwächt die Gemeinschaft.

Hätte ich nicht dazwischen gehen müssen? 

„Und mit Unehrlichkeit bringst du es weit?“ Das hätte ich sagen sollen. Vielleicht hätte ihn das ein bisschen zum Stutzen gebracht.  Aber ich bin schon weg. Wer bin ich, dass ich mich in fremde Gespräche einmische? – Das wär bestimmt auch anstrengend geworden.

Frau S. erzählt von Hühnern ihres Vaters

Plötzlich fällt mir ein, was Frau S. mir erzählt hat, von den Hühnern ihres Vaters. Und wie sich da jemand eingemischt hat. Frau S. sieht durchs Küchenfenster: Die freilaufenden Hühner werden von einem Habicht angegriffen. Bevor ihr jetzt klar wird: Ich muss rausrennen und die Hühner verteidigen - kommt ihr jemand anderes zuvor: Eine große Krähe attackiert den Habicht und schlägt ihn in die Flucht. 

Warum hilft eine Krähe den Hühnern

Eigenartig! Die Krähe treibt kein Futterneid. Sie stiehlt keine Küken und pickt keine Eier auf. Die Krähe bekommt keinen Lohn und keinen Applaus. Und dass sie hier im Radio für ihren selbstlosen Einsatz gepriesen wird… ist ihr wahrscheinlich egal.

„Warum hat sie das wohl getan?“ frage ich Frau S.. Die schmunzelt. „Vielleicht weil sie nett ist“. Weil sie nicht nur an ihren Vorteil denkt? Weil Hilfe in Not für sie selbstverständlich ist?

Dann würde die Krähe etwas schaffen, das dem Phrasendrescher am Tisch nicht gelingt.

Sozial sein bringt doch was!

Sozial sein. Sich für andere einsetzen, auch wenn´s mal anstrengend ist und man selbst nichts davon hat. Nett sein wie die Krähe, aber nicht zu jedem... wenn der zum Beispiel sein Loblied auf die Unehrlichkeit singt! 

Doch. Nett sein bringt ´was. Wer einen Beweis bräuchte, der sollte Frau S. mal schmunzeln sehen. 
 

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