
Und Gott sah, dass es gut war
Im Kindergottesdienst erzähle ich die Schöpfungsgeschichte. „Am Anfang war alles dunkel und leer“, sage ich. „Doch dann hat Gott das Licht gemacht. Das war sehr gut. Dann hat Gott den Himmel und die Erde gemacht. Gott hat sich das angeschaut und fand: Das war sehr gut.“ So geht es weiter. Ich erzähle, wie Gott die Welt erschaffen hat in sieben Tagen. Die Kinder hören aufmerksam zu. Vor allem bei dem Satz: „Das war sehr gut.“
Die Kinder finden es auch gut
Schnell bemerken sie diesen Rhythmus der Sprache, die Wiederholung. Und ganz offensichtlich finden sie das auch sehr gut. Immer, wenn dieser Satz in der Geschichte kommt, halte ich kurz inne und die Kinder fallen ein im Chor: „Und Gott sah: Das war sehr gut!“
Schöpfungsgeschichte contra Evolution
Plötzlich ruft ein Kind rein: „Das stimmt doch gar nicht! Das war die Evolution. Das haben wir in der Schule gelernt!“ Einige Kinder reden durcheinander. Vom Urknall und den Dinosauriern, von Einzellern und Neandertalern, vom Sachkundeunterricht, von Fernsehsendungen und dem Naturkundemuseum.
„Stimmt“, sage ich. „Das ist eine andere wichtige Geschichte. Bei der Evolution geht es darum, wie sich das Leben tatsächlich entwickelt hat. Bei der Schöpfungsgeschichte geht es darum, dass die ganze Welt zu Gott gehört und – ihr erinnert – dass das sehr gut ist.“
"Wir Menschen machen so viel kaputt"
Doch diese Erklärung reicht den Kindern nicht. Sie widersprechen: „Es ist ja längst nicht alles gut. Wir Menschen machen so viel kaputt“, sagen sie und erzählen von ihren Sorgen. Dass es immer weniger Wasser gibt aber manchmal große Überschwemmungen und dass sich das Klima wandelt. Eine erzählt sehr beeindruckt, dass ein Gärtner ihrer Familie geraten hat, andere Bäume für den Garten auszusuchen, weil die mehr Hitze aushalten.
Die Erde ist uns als Geschenk anvertraut
Die Kinder sind nachdenklich. Ich schlage ihnen vor, in der alten biblischen Geschichte nach Hinweisen zu suchen, wie wir Menschen uns verhalten sollen. Da steht zum Beispiel: „Gott spricht: Als Nahrung gebe ich euch alle Pflanzen und alle Bäume mit Früchten.“ Oder auch: „Macht euch die Erde untertan“. Ich erkläre den Kindern, was das bedeutet: dass uns die Erde anvertraut ist, ein Geschenk.
Das verstehen die Kinder sofort. Sie erzählen von Geschenken und sind sich einig: „Ein Geschenk ist etwas Wertvolles, damit muss man ganz vorsichtig umgehen.“ „Über ein Geschenk soll man sich freuen.“ und: „Ein Geschenk kommt von einem anderen“
Ein guter Leitfaden für unseren Umgang mit der Welt
Für mich steckt darin ein guter Leitfaden für unseren Umgang mit der Welt: Die sollten wir als Geschenk betrachten. In dem Sinne, wie die Kinder es beschrieben haben: Ein Geschenk kommt von einem anderen, ist etwas Wertvolles, deshalb sollten wir vorsichtig damit umgehen. Und: Über ein Geschenk soll man sich freuen.