
Lasst mich Steuern zahlen!
„Wir wollen mehr Steuern zahlen!“ – Das fordert eine Gruppe von jungen, sehr reichen Menschen. Sie sagen: Wir verfügen über sehr viel Geld, noch dazu über Geld, das wir nicht selbst erarbeitet haben, sondern geerbt haben. Es ist nur gerecht, dass wir mehr zur Kasse gebeten werden, wir wollen so einen Beitrag leisten zum Wohl aller. „Taxmenow“, „Besteuert mich jetzt“ heißt diese Gruppe von Aktivisten.
Was bedeutet Reichtum für sie
Eine dieser Aktivistinnen ist Stefanie Bremer. Vor kurzem war sie Gast im Podcast „Lebensfragen“ aus dem Bistum Mainz. Stefanie Bremer ist Millionärin, sie gehört zu den reichsten Menschen in Deutschland. In dem Podcast erzählt sie, was Reichtum für sie und ihr Leben bedeutet. Sie ist eigentlich ganz normal aufgewachsen, in einem Einfamilienhaus; die Eltern haben gearbeitet, obwohl sie es eigentlich nicht nötig gehabt hätten, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Es gab zwar einige Vorzüge, zum Beispiel hatte jedes Kind ein eigenes Zimmer und Familienurlaube gingen auch mal ins Ausland. Aber luxuriös war das alles nicht. Und Stefanie Bremer erzählt davon, wie es ihr als Jugendliche ging, als ihr bewusst wurde: Ich werde einmal über sehr viel Geld verfügen. Und sie hat gemerkt: Es gibt viele Probleme auf dieser Welt – und einige davon lassen sich mit Geld lösen. Sie investiert in Immobilien, die sie dann zu günstigen Mieten als Wohnraum zur Verfügung stellt. Und sie engagiert sich in der Bewegungsstiftung, einer Stiftung, die soziale und ökologische Projekte fördert, und in der Geldgeber und Aktivisten gemeinsam darüber entscheiden, welche Projekte unterstützt werden.
Was soll ich damit?
Was mir an den Aktivisten wie Stefanie Bremer imponiert ist zum einen: Sie engagieren sich für ein Ziel, das auf den ersten Blick gar nicht ihren Interessen dient. Sie wollen gerade nicht möglichst viel für sich und ihren eigenen Vorteil herausholen, sondern sie lassen sich leiten von Verantwortungsbewusstsein und dem Wunsch, etwas für das Wohl aller zu tun.
Und was mir auch imponiert: Stefanie Bremer macht deutlich: Zufriedenheit kommt für sie nicht aus materiellen Dingen. Große Autos, teure Kleidung, ein Jetset-Leben. Was soll ich damit? – fragt sie in dem Podcast. Freude, Zufriedenheit, vielleicht sogar Erfüllung kommen aus der Begegnung mit Menschen, aus einer sinnvollen Tätigkeit, aus dem Engagement für das Wohl anderer Menschen.
Ihre Haltung macht mir Mut
Keine Frage: So eine Einstellung muss man sich leisten können. Gesicherte materielle Verhältnisse sind die Voraussetzung für ein Leben, das Freiräume lässt. Wer sich ständig um sein eigenes Auskommen sorgen muss, hat wahrscheinlich schlicht keine Zeit und keine Energie, sich um das Gemeinwohl zu kümmern. Stefanie Bremer und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter von „Taxmenow“ sind auch da sicherlich privilegiert.
Aber ihre Haltung macht mir Mut, denn sie zeigt: Es gibt Menschen, die ein Leben in Müßiggang und Luxus führen könnten – und sich doch für ein anderes Leben entscheiden, ein Leben, in dem es nicht nur um die eigenen Vorteile geht, sondern auch um andere Menschen und um ein Stück mehr Gerechtigkeit für alle.
Den Podcast „Lebensfragen“ mit Stefanie Bremer, Bischof Peter Kohlgraf und der Journalistin Anja Schneider finden Sie hier: Podcastserie mit Bischof Kohlgraf | Bischof Peter Kohlgraf Bistum Mainz