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Hier gibt es alles umsonst

Hier gibt es alles umsonst

Charlotte von Winterfeld
Ein Beitrag von Charlotte von Winterfeld, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt
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Seit Mitte April gibt es ihn, den Umsonst-Laden in Frankfurt-Niederrad. Er hat den schönen Namen „Teilerei“. Das ist kein Scherz.

Die Mitglieder der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem hatten alle Dinge gemeinsam

Menschen, die sich alles teilen, die gab es schon unter den ersten Christinnen und Christen. Die Mitglieder der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften ihren Besitz und verteilten den Erlös unter alle, so wie es jeder nötig hatte. So beschreibt es die Bibel. (Apostelgeschichte 2,44+45)

Es gibt immer mehr Umsonst-Läden

Lange habe ich gedacht: „Das ist heute gar nicht möglich, so zu leben, oder vielleicht nur in einem Kloster.“ Aber jetzt entstehen immer mehr Umsonst-Läden. In einigen Städten gibt es sie schon lange, in Hamburg zum Beispiel und in Bochum. Und jetzt gibt es eben auch einen in Frankfurt-Niederrad.

Wie ein Flohmarkt - nur ohne Geld

Seifenblasen, eine Pfeffermühle, Thermoskannen, jede Menge Geschirr, Küchengeräte und viel Kleidung gibt es hier. Wer etwas gut findet, nimmt es einfach mit. Bezahlen muss er dafür nicht. Niemand braucht hier Bargeld oder eine EC-Karte. Wenn ich etwas mitnehme, muss ich noch nicht einmal einen Gegenstand oder ein Kleidungsstück im Tausch abgeben. Judith Busse, eine der Verantwortlichen des Projekts, erklärt das Prinzip: „Wie ein Flohmarkt, nur ohne Geld.“ Außerdem kommen in dem Laden Menschen miteinander ins Gespräch – ein schöner Nebeneffekt.

Was sonst im Müll landen würde, bekommt hier einen neuen Wert

Was noch auffällt? Es sind viel mehr Menschen, die Dinge abgeben, als solche, die Sachen mitnehmen. Das zeigt deutlich: Insgesamt gibt es in der Gesellschaft einen Überfluss. Doch die Güter und der Mangel sind ungleich verteilt. Was ich schön finde an so einem Umsonst-Laden: Was ich nicht mehr brauche, kann dort jemand anderem noch nützlich werden. Was sonst bei mir im Müll landen würde, bekommt hier einen neuen Wert. Jemand anderes freut sich darüber.

Die Stadt und auch die Müllentsorgung Frankfurt unterstützen den Umsonst-Laden. Klima- und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig sagt dazu: "Unsere Abfallvermeidungsstrategie lebt vom Engagement der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt."

Es geht nicht nur ums Sparen, sondern um mehr Nachhaltigkeit

Viele schauen immer mal vorbei - auf der Suche nach Brauchbarem. Dabei geht es ihnen weniger ums Sparen, sondern mehr um die Nachhaltigkeit. Das unterstützt auch Benita Wintermantel. Sie ist Redakteurin bei Utopia.de, einer Internet-Plattform für eine nachhaltige Welt. Sie schreibt: „Jedes Produkt, das nicht extra hergestellt werden muss, bekommt ein zweites Leben geschenkt und schont wertvolle Ressourcen.“

Ich denke an die vielen Sachen, die bei mir zuhause rumstehen und Staub fangen, ich denke an Bücher und Spielsachen und Kleidung. Und ich weiß schon, was ich in den Sommerferien mache: aussortieren und verschenken. Kinderkleidung und Spielzeug kann ich der Familie nebenan anbieten, aussortierte Bücher werde ich weiterverschenken. Da bleibt noch viel Brauchbares für den Umsonst-Laden und seine Kundschaft. Vielleicht findet der eine oder andere Gegenstand dort ein neues Zuhause, und ich schone Gottes Schöpfung dabei.

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