
Solidarisch sein
Waren Sie schon einmal auf einer Bottle-Party? Jeder Gast bringt ein Getränk mit und stellt dieses für die Allgemeinheit aller Gäste zur Verfügung. Das ist natürlich auch immer mit einer Überraschung verbunden, weil man ja nie weiß, was die anderen Gäste an Getränken mitbringen. Jeder darf sich dann bedienen und das Getränk nehmen, das ihm zusagt. Für den Gastgeber hat das den Vorteil, dass er weniger Vorbereitung für diese Party hat. Es geht alles etwas entspannter und gelassener zu.
Nun gab es aber einmal eine solche Bottle-Party, bei der alle Gäste gebeten wurden, einen Rotwein mitzubringen. Es sollte eine große Rotwein-Bowle entstehen. Dazu hatte der Gastgeber extra ein riesengroßes Tongefäß besorgt.
Falsch gedacht! Was Solidarität wirklich bedeutet
Ein Gast, der dazu eingeladen war, dachte sich: „Wenn jeder Gast eine Flasche Rotwein mitbringt, wird es sicher nicht auffallen, wenn ich in eine alte Rotweinflasche nur Wasser abfülle und dieses dann in die Bowle gebe. Das wird sicher niemand merken.“ Dumm nur, dass er mit dieser Idee nicht alleine war. Auch andere Gäste wollten sparen und füllten alte Rotweinflaschen mit Wasser ab und leerten diese in das große Tongefäß für die Bowle. Als sich die Gäste dann aus dem Tongefäß die Gläser abfüllen wollten, musste einer nach dem anderen feststellen, dass sich statt Wein nur Wasser in der Bowle befand, weil jeder gedacht hatte: Es fällt sicher nicht auf, wenn nur ich Wasser statt Wein mitbringe. Dass die Feier ein sehr schnelles Ende fand, kann man sich denken.
Solidarität - Eine Last darf auch auf meinen Schultern ruhen
„Einer trage des anderen Last“ – so lesen wir in der Bibel. Damit fordert Paulus die Gemeinden in Galatien auf, sich solidarisch zu zeigen. Ein solches Verhalten muss sich immer im Alltag bewähren. Das gilt für das Leben in unseren Familien und Gemeinschaften. Das gilt aber auch für das soziale Leben in einem Staat.
Das Sozialversicherungssystem in Deutschland ist auf dem Grundsatz der Solidarität aufgebaut. Wenn jemand arbeitslos oder erkrankt ist, dann wird er durch das Solidarsystem getragen. Die Kosten für ärztliche Leistungen werden bei gesetzlich Versicherten von allen gemeinsam getragen. Die Rente wird von der Generation finanziert, die im Arbeitsleben aktiv ist.
So funktioniert der Sozialstaat. Und so funktioniert eine Gesellschaft, die auf dem Prinzip der Solidarität aufgebaut ist: „Einer trage des anderen Last“. Und damit sind wir alle aufgefordert, nicht nur an uns selbst zu denken, sondern immer auch an die Gemeinschaft. Damit es uns nicht so ergeht, wie auf der Bottle-Party, bei der sich jeder auf die Ehrlichkeit des anderen verlassen hat.