
Kleinigkeiten mit großer Wirkung
Vermutlich gibt es sie in allen Haushalten, sicher in allen Büros: Die Büroklammer. Heute ist ihr Tag. Wer sie erfunden hat, ist unklar. Sicher ist: Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie industriell gefertigt und ab 1919 in der heutigen Form mit spitzer Ecke bekannt. Die Büroklammer ist ein kleiner, scheinbar unwichtiger Gegenstand, über den man sich normalerweise keine Gedanken macht.
Museum der kleinen und übersehenen Dinge
Dabei ist sie so nützlich: Sie hätte einen Platz im Museum verdient. Vielleicht im „Museum der kleinen und übersehenen Dinge“, das es seit ein paar Wochen in Mainz und noch bis zum 9. Juni gibt. Nur für kurze Zeit stellt dieses Museum kleine Dinge aus: eine bunte Haarspange, einen biegsamen Bleistift, ein zerknülltes Papier mit den Worten „gegen Stress“ – Dinge, die Grundschulkindern wichtig sind und von denen sie sagen: Die Erwachsenen finden das nicht so wichtig!
Dinge zeigen, die den Kleinen der Gesellschaft wichtig sind
Die Ausstellung war Teil eines Projekts des Staatstheaters Mainz und des Londoner Künstler-Duos Andy Field und Beckie Darlington. Ich finde das eine schöne Idee: Kindern die Möglichkeit geben, aus ihrer Sicht wichtige Dinge zu benennen und zu zeigen. Für mich hat das einerseits etwas mit Respekt zu tun: Auch den Kleinen in der Gesellschaft zuzuhören und sie nach ihrer Einschätzung zu fragen. Andererseits kann es auch dazu anregen, die eigenen Prioritäten zu überdenken.
Nicht die Größe bestimmt den Wert einer Sache
Als Christin musste ich auch gleich an eine ganze Reihe von Bibelstellen denken, in denen Jesus darauf aufmerksam macht: Es kommt nicht auf die Größe an oder auf den Wert, der einer Sache allgemein zugemessen wird.
Kinder haben einen unverstellten Blick auf die Dinge
Die Bibel erzählt zum Beispiel, wie die Jünger einmal gestritten haben, wer der Größte bei ihnen ist. Da hat Jesus ein Kind in die Mitte gestellt und gesagt: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich hineinkommen.“ (Matthäusevangelium 18,3) Damit macht er für mich deutlich: Kinder werden zwar oft herablassend behandelt, aber eigentlich sind sie diejenigen mit den richtigen Prioritäten. Kinder haben oft einen unverstellten Blick auf die Dinge. Bei ihnen zählen noch nicht die erlernten Maßstäbe für materiellen Wert oder gesellschaftliche Wertschätzung.
Ein scheinbar wertloses Ding ist für Kinder wertvoll
Ein scheinbar wertloses Ding ist in ihren Augen schön und wertvoll. Vielleicht, weil es ihnen von einem nahestehenden Menschen geschenkt worden ist. Oder weil es ihnen in einer bestimmten Situation hilft.
Hier haben die Kleinen Wertschätzung erfahren
Eigentlich könnte das Museum, das es in Mainz für ein paar Wochen gibt, auch heißen „Museum der Kleinen“, in ihm haben nicht nur die kleinen Dinge einen besonderen Platz bekommen, sondern auch Kinder haben bei der Vorbereitung der Ausstellung Wertschätzung erfahren. Das gefällt mir.
Meinen Blick schärfen für die kleinen, unbeachteten Dinge
Ich klammere heute eine spezielle Büroklammer in Herzform an meinen Papierkalender. Sie soll mich auch in den kommenden Tagen daran erinnern, meinen Blick zu schärfen: Wo schaue ich abwertend über etwas hinweg? Was sind die kleinen Dinge, die mir im Alltag helfen oder gut tun? Es sind manchmal die kleinen Dinge, die wir kaum beachten, die wichtig sind.