Lieber Letzter oder lieber Erste?
„Die Letzten werden die Ersten sein“ – diesen Spruch habe ich mehr als einmal von meiner Sportlehrerin gehört. Ich bin einfach keine gute Sprinterin. Das ist nicht mein Talent, und so bin ich oft als eine der Letzten ins Ziel gekommen. Für mich waren die Sport-Stunden oder gar die Bundesjugendspiele daher auch alles andere als amüsant.
Lieber Brettspiele statt Fußball oder Basketball
Auch Fußballspiele oder Basketballspiele waren noch nie so mein Ding – aber für eine andere Art von Spielen kann ich mich sehr wohl begeistern! Ich spiele gerne Brettspiel aller Art, aber ich bin dabei ganz entspannt. Ich muss nicht gewinnen. Mir geht es eher darum, mit anderen Menschen etwas gemeinsam zu tun, sich ein bisschen zu kabbeln, aber im Grunde zu wissen: Es ist nicht ernst! Es geht ja um nichts Wichtiges.
Anders als im echten Leben kann ich hier mal was riskieren
Ich spiele nicht um Geld, und mein Selbstbewusstsein leidet auch nicht wirklich, wenn ich verliere. Vielleicht liegt für mich ein Reiz genau darin: Anders als im echten Leben, kann ich mal was riskieren, ohne ernste Konsequenzen zu spüren. Ich werde rausgeworfen und muss von vorne anfangen oder ich verliere meine Goldtaler – na und? Neues Spiel, neues Glück!
Die Jünger haben einen hohen Einsatz gesetzt
Im echten Leben geht das meist nicht so locker. Wenn der Einsatz hoch ist, wenn ernste Konsequenzen drohen, hört der Spaß oft auf. In katholischen Gottesdiensten wird heute eine Stelle aus der Bibel gelesen, da unterstreicht Petrus das (Markus 10, 28-31). Er weist Jesus darauf hin, was er und die anderen Jünger alles aufgegeben haben: Haus, Familie, Beruf. Und das alles, um mit Jesus durch die Dörfer zu ziehen, manchmal beschimpft zu werden und keine sichere Lebensgrundlage zu haben.
Am Ende werden ganz andere Dinge zählen
Jesus antwortet darauf mit dem bekannten Satz, den meine Sportlehrerin zitiert hat: „Viele aber, die jetzt die Ersten sind, werden dann die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten sein.“ Jesus will darauf aufmerksam machen: Am Ende werden die Gewinne dieses Lebens nicht zählen. Es wird nicht darauf ankommen, wie reich du bist oder welche Ehrentitel du hast. Es werden ganz andere Dinge zählen. An anderer Stelle erklärt Jesus, was wirklich zählt: Die Liebe zählt. Mich für Arme einsetzen, mich kümmern um andere: Das sind die Dinge, die einen „Gewinn“ darstellen in den Augen Gottes.
Wenn ich jetzt zu den Ersten zähle, gehöre ich im Himmel zu den Letzten?
Wenn ich das ernst nehme, müsste ich eigentlich das Leben mehr als Spiel sehen: Dann ist der Kontostand nicht wichtig, und ein Karriereschritt ist auch nur ein buntes Fähnchen auf einem Spielbrett. – Ehrlich gesagt, fällt mir das dann doch nicht so leicht. Die Bibelstelle bringt mich im echten Leben doch immer wieder zum Nachdenken: Wie viel Besitz brauche ich? Als weiße Europäerin mit einem guten Job gehöre ich sicher zu den Ersten im Hier und Jetzt – werde ich dann im Himmel bei den Letzten sein?
Ich hoffe, dass Gott gnädig ist und mein Spielkonto ausgleicht
Ich vertraue darauf: Mein Einsatz für andere und mein Engagement für Gerechtigkeit zählen auch – und dann hoffe ich darauf, dass Gott gnädig ist und mein Spielkonto ausgleicht.