
Die Pfingsttaube
In der Bibel taucht die Taube öfter auf: In der Erzählung von der Sintflut schickt Noah Tauben aus, um zu testen, ob sich die Wasser verzogen haben. Als ein Täubchen mit einem Olivenzweig im Schnabel zurückkommt, weiß er: Diese schlimme Zeit ist vorüber. Danach ist für Mensch und Tier ein Neuanfang möglich, und Gott erneuert seinen Bund mit der Schöpfung. (Gen 8,15-19)
Tauben waren auch Opfertiere
Tauben waren auch Opfertiere. Maria und Joseph haben Tauben zum Tempel mitgebracht, als sie ihren erstgeborenen Sohn Jesus dort vorstellten.
Die Taube soll Gottes Wirken anzeigen
Wo immer die Taube naht, soll Gottes Wirken angezeigt werden. So bei der Taufe Jesu am Jordan: Da heißt es im Matthäus-Evangelium: „Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem habe ich Gefallen gefunden.“ (Mt 3,15-17)
Ausgerechnet in der Lesung an Pfingsten fehlt die Taube
Ausgerechnet aber in der Pfingstgeschichte, die in den Gottesdiensten an diesem Wochenende vorgelesen wird, kommt die Taube nicht vor. Da heißt es in der Apostelgeschichte: Die Apostel waren aus Angst, verfolgt zu werden, hinter verschlossenen Türen in Jerusalem zusammengekommen, um wie viele andere Juden das Fest der Schrift zu feiern. Die Apostel wollten aber auch an Jesus denken, denn wie sollte es nach der Kreuzigung weitergehen? Sie erinnerten sich daran, wie Jesus ihnen vorgemacht hatte, wie der Geist Gottes in einem Menschen selbst Gestalt annehmen kann.
Brausen und Feuerzungen lösen die plötzliche Erkenntnis aus
Die Wundergeschichte erzählt dann von einem Brausen im Raum und von Feuerzungen über den Köpfen der Anwesenden - ein eindrucksvolles Bild für eine entscheidende religiöse Initialzündung! Wie es oft ist mit Erkenntnissen: Sie kommen ganz plötzlich über einen. Mit einem Mal kapieren die Jünger: Die Frohe Botschaft, die sie so fasziniert hat, muss in alle Welt hinaus. So kann sie weiterleben. Mit Jesus im Zentrum lassen sich alle sprachlichen und ethnischen Unterschiede überwinden. Das ist Einheit in Vielheit. Brausen und Feuerzungen sollen andeuten: Die Einsicht ist nicht selbstgemacht, sondern der Geist Gottes hat sie bewirkt. Und Petrus wird plötzlich mutig und legt öffentlich Zeugnis für seinen Glauben ab.
Die Taube ist die symbolische Vermittlerin zu Gott
Später hat man diese pfingstliche Begeisterung mit der Taube von der Taufe Jesu am Jordan verbunden. Sie ist die symbolische Vermittlerin zwischen Gott, seinem Sohn und allen Menschen, die sein Wort annehmen und plötzlich Feuer und Flamme dafür sind.
Den wahren Heiligen Geist kann keine Katze auffressen
Unvergesslich ist mir ein norddeutscher Witz, der zum Thema passt: In einem Pfingstgottesdienst erscheint in dem Loch am Kirchendach, aus der die Taube herabgelassen werden sollte, plötzlich das Gesicht des Küsters. Aufgeregt ruft er: „Herr Pastor, Herr Pastor, unsern Heiligen Geist hat die Katze aufgefressen.“ Gott sei Dank kann das dem wahren Heiligen Geist nicht passieren. Er ist unverwüstlich, und er weht auch heute noch, wo und wie er will.