Gerade nochmal gut gegangen
Was war das für ein Schrecken vor kurzem! Fast wär ich unters Auto gekommen! Wir hatten gerade eine vergnügte Abendeinladung verlassen und sind zu unserem Auto zurückgegangen. Es war kurz vor Mitternacht. Die Straßen waren ziemlich leer. Die Fußgängerampel, über die wir mussten, war grün. Die Autos hatten rot. Und dann ich hab aus dem Augenwinkel gesehen: ein kleineres Fahrzeug ist mit großer Geschwindigkeit auf den Ampelübergang zu gerast - und damit auch auf mich. Der Fahrer hatte wohl das rote Licht übersehen, im letzten Moment hat er eine Vollbremsung gemacht. Im buchstäblichen Sinn des Wortes ist er eine Handbreit vor mir zum Stehen gekommen. Das war knapp. Er hat kurz eine Scheibe heruntergekurbelt, „Sorry“ gerufen, und schon war er auf und davon. Das war gerade nochmal gut gegangen - für mich, aber auch für ihn. Komischerweise bin ich ganz ruhig geblieben und bin konzentriert nach Hause gefahren. Der Schock ist dann erst am nächsten Morgen gekommen. Da ist mir erst so richtig bewusst geworden, welche gefährliche Situation das gewesen ist.
Grün bedeutet nicht automatisch ein sicherer Übergang
Ab und an muss ich noch daran denken. Ich bin froh, dass nichts passiert ist, aber mir wird bewusst: Auch im harmlosen Alltag ist nicht alles selbstverständlich. So wie der Übergang bei Grün nicht automatisch Sicherheit bedeutet.
Trotz aller Vorsorge habe ich nicht alles in meiner Hand
Einige Freunde haben gesagt, „Da hast du wohl einen Schutzengel gehabt.“ Mir ist der kurze Augenblick, als das Auto doch vor mir gestoppt hat, wirklich wie in Zeitlupe vorgekommen. Und ich weiß noch genau, dass mir tatsächlich der Gedanke oder vielmehr ein Gefühl durch den Kopf geschossen ist: Mir soll nichts passieren! So widersinnig das auch ist. Mich hat diese Erfahrung nachdenklich gemacht. Ein gelingendes Leben, Gesundheit und Sicherheit oder die letzten Dinge kann man trotz aller Vorsorge nicht ganz und gar selber machen. Der Schlagerstar Helene Fischer vertraut deswegen gleich dem ganzen Universum, das die Dinge kommen und gehen lässt und ihr angeblich Zeichen gibt. Was auch immer das sein mag - ich persönlich schließe mich lieber dem Theologen Schleiermacher an, der vom Gefühl der „schlechthinnigen Abhängigkeit“ des Menschen von Gott spricht. Das ist sozusagen eine Keimzelle von Religiosität.
Hast du verspüret, wie Gott dich auf Adelers Fittichen führet?
Zu den wohl bekanntesten Liedern der Kirchen gehört: „Lobe den Herren.“ In der zweiten Strophe heißt es: „Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet. Der dich erhält, wie es dir selber gefällt. Hast du nicht dieses verspüret?“
Ich habe verspürt, dass mein Leben ein Geschenk ist
An diesem späten Abend habe ich das Gefühl verspürt, dass mein Leben ein Geschenk ist. Und wenn jetzt einmal im Gottesdienst „Lobe den Herrn“ angestimmt wird, dann kann ich den Text mit meiner eigenen Erfahrung verbinden. Das sagt mir was. Und dafür bin ich dankbar.