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Heuschrecken
unsplash / Stefan Butikofer

Heuschrecken

Helmut Wöllenstein
Ein Beitrag von Helmut Wöllenstein, Evangelischer Pfarrer, Marburg
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Heuschrecken gehören zu den biblischen Plagen. Es gibt sie seit Urzeiten und sie sind gigantisch. Aktuell kommen solche Bilder immer wieder aus Ostafrika: Wanderheuschrecken kommen in riesigen Schwärmen über eine Region wie dunkle Wolken. Sie fressen alles Grüne ab. In wenigen Minuten. Und starten zur nächsten Weide. So ein 6 cm langes Tierchen frisst am Tag etwa sein Eigengewicht an Grünfutter. Zurück bleiben Wüste und Hunger.

Heuschrecken als Plage in der Bibel

In der Bibel wird die Plage als Warnung verstanden: Der mächtige Pharao soll die hebräischen Sklaven aus Ägypten frei lassen. Das passt kaum noch in unser Weltbild: Wegen einer Heuschreckenplage sollen Sklaven freigelassen werden? Ja, denn hier wird gesagt: Es ist gut, wenn Menschen nach einem Leid, das sie selbst erfahren haben, nicht anderen Leid zufügen.

Johannes der Täufer und die Heuschrecken

Aber die Heuschrecken kommen noch an einer anderen Stelle in der Bibel vor. Johannes der Täufer lebte von Heuschrecken und wildem Honig, wird erzählt. Johannes war ein Prophet. Er kritisierte die Reichen und Mächtigen im Land und forderte von allen ein Leben nach Gottes guten Maßstäben. Er selbst lebte bescheiden, am Rand der Wüste. Und ernährte sich von Heuschrecken und dem Honig wilder Bienen. Beides schmeckt ganz gut. Der Honig spricht für sich.

Heuschrecken als Delikatesse?

Und die Wanderheuschrecken zählen in Afrika und Asien zu den edlen Speiseinsekten. Man kann sie rösten, kochen oder in Butter backen. 

Für mich ist das noch gewöhnungsbedürftig. Im Supermarkt findet man schon länger Grillen-Snacks. Und in Restaurants stehen sie immer öfter auf der Karte. Ich habe es schon mal probiert und mir vorgestellt es wären Krabben.

Nahrungsmittel oder Tierfutter aus Insekten-eine Alternative

Aber eins wird mir immer klarer: Meine geliebten Kartoffeln können nicht in Mengen an die Schweine verfüttert werden, wie das mal üblich war. Und auch die Krabben werden bald sehr selten sein, wenn wir die Meere weiterhin überfischen. Nahrungsmittel aus Insekten herzustellen für uns selbst oder als Tierfutter ist tatsächlich eine Alternative: Sie brauchen weniger Wasser und weniger Platz als andere Tiere. Sie produzieren weniger CO2, ihr Fleisch liefert einen viel höheren Ertrag an hochwertigem Eiweiß als andere Nutztiere. 

So schrecken biblische Plagen weniger

So hängen die Dinge zusammen. Dass die Heuschrecken-Plagen in den letzten Jahren zugenommen haben, hat mit extremen Wetterlagen in Folge des Klimawandels zu tun. Und der Klimawandel hat mit unserer Ernährung zu tun. Mehr Heuschrecken zu essen, kann dazu beitragen, dass biblische Plagen uns weniger schrecken. 

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