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Musik berührt das Innerste des Menschen
Bild: Tobias Albers-Heinemann/Pixabay

Musik berührt das Innerste des Menschen

Judith Vonderau
Ein Beitrag von Judith Vonderau, Katholische Autorin bei "kirche im hr", Bad Orb
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Philosophie, Sprachen, Recht, Geschichte, Pädagogik und sogar ein bisschen Musikgeschichte! Mein Theologiestudium war wirklich vielseitig und dabei nicht nur theoretisch, nein sogar im Gegenteil. Immer, wenn ein Fach praxisnah ist, gefällt mir das. Denn dann verstehe ich, wo und wie ich das Gelernte auch anwenden kann. In einer Prüfung war das zum Beispiel der Fall. Da sollte ich einen Gottesdienst für Menschen mit Demenz entwerfen und erklären, wie ein solcher Gottesdienst gestaltet werden muss, damit Demenzkranke ihn gut verstehen können und sich zurechtfinden.

Wo Worte fehlen, ist Musik die Sprache

Also habe ich drauflosgeschrieben und seitenweise erklärt, was alles wichtig ist und was es zu beachten gibt. Ein Aspekt davon hat mich besonders beeindruckt. Denn dem hatte ich bislang keine so große Bedeutung beigemessen. Nämlich die große Bedeutung der Musik. Für einen Gottesdienst braucht es keine Musik, das ist nämlich nirgends festgeschrieben. In Deutschland sind wir es zwar gewohnt, wenn wir einen Gemeindegottesdienst besuchen, dass die Orgel spielt und die Gemeinde dazu singt. Doch das ist nicht überall so und ein Gottesdienst kann auch gut ohne musikalische Begleitung auskommen.

Für mich machen Lieder und Instrumentalmusik einen Gottesdienst aber viel feierlicher und emotionaler. Die Liedtexte sprechen für sich und die Musik kann Menschen auf eine ganz eigene Weise berühren. In einem Gottesdienst für Demenzkranke gilt das umso mehr. Hier wirkt die Musik ganz direkt. Denn es kann durchaus passieren, dass Menschen mit Demenz, die überhaupt nicht mehr sprechen, plötzlich anfangen, Lieder mitzusingen.

Dann nämlich, wenn sie altbekannte Melodien hören, die sie schon vor Jahrzehnten verinnerlicht haben. Das löst etwas aus! Da berührt die Musik die Menschen und ermöglicht etwas, was ohne sie nicht geschehen würde.

Diese Erfahrung zeigt mir, dass etwas, das wie Beiwerk oder sogar verzichtbar wirkt, gar nicht so unbedeutend ist. Im richtigen Kontext kann etwas scheinbar Unbedeutendes sogar sehr bedeutsam sein. Und manchmal braucht es dafür nicht mal einen großen Aufwand. Wie leicht und schnell lässt sich ein passendes Lied für den Gottesdienst aussuchen. Und das lohnt sich, denn die Wirkung ist so viel größer als der vergleichsweise geringe Aufwand.

Ich glaube, dass Musik viele Menschen auf eine besondere Art berühren kann. Musik kann die Stimmung beeinflussen und das merke ich oft auch an mir: Gute Musik macht mich glücklich, sie ist nur Beiwerk beim Autofahren, beim Kochen oder beim Lesen. Wenn ich mein Lieblingslied oder mein Lieblingsmusikstück höre, dann hebt das sofort meine Stimmung, ich bekomme gute Laune und tue mir so etwas Gutes. Und so kann eine vermeintliche Kleinigkeit eine zentrale Rolle bekommen.

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