
Eine Frage des Vertrauens
Anmoderation: Am Mittwoch hat er sie gestellt, die Vertrauensfrage – Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz. Wie die Abgeordneten des Bundestages darauf antworten, ist noch nicht bekannt, das werden wir am Montag erleben. Aber die Frage hat auch Pastoralreferentin Verena Maria Kitz aus Frankfurt ins Nachdenken gebracht. Im hr1 Zuspruch spricht sie über Vertrauensfragen – und ihre Antworten.
Nun heißt es Abwarten
Am Mittwoch hat Bundeskanzler Scholz die Vertrauensfrage gestellt, genauer gesagt, beantragt. Ob die Abgeordneten des Bundestages ihm ihr Vertrauen auszusprechen oder nicht, das wird sich am Montag zeigen.
Die Vertrauensfrage als Alarmsignal
Mich beschäftigt das mit der Vertrauensfrage. Die ist ja nicht nur ein politisches Instrument. Vertrauen ist ein hohes persönliches Gut. Im besten Fall vertrauen sich Menschen, die einander nah sind: Eltern und Kinder, Partner, die zusammenleben, Freunde und Freundinnen. Wenn da eine Vertrauensfrage gestellt wird, ist das ein echtes Alarmzeichen. Oft kommen solche Fragen gerade in den Weihnachtstagen auf den Tisch, wenn man ein bisschen mehr Zeit miteinander verbringt: „Liebst du mich eigentlich noch? Du hörst mir nie richtig zu!“ Oder: „Traust Du mir überhaupt, wenn Du so viel ohne mich entscheidest?“ Damit nach solchen Fragen wieder echtes Vertrauen entsteht, braucht es mehr als ein bloßes: „Klar liebe ich Dich noch“ oder – „Doch, ich trau Dir“. Vertrauen muss wachsen, es braucht vertrauensbildende Maßnahmen: Sich Zeit nehmen füreinander, einander wirklich zuhören, Veränderungen vereinbaren. Die Weihnachtstage können dafür dann auch eine Chance sein: Damit Vertrauen wieder wachsen kann.
Vertrauen zurückgewinnen
Ich finde, das mit dem Vertrauen hat aber auch eine politische, eine öffentliche Dimension, nicht nur für die Mitglieder des Bundestages, die über die Vertrauensfrage des Kanzlers entscheiden müssen. Auch uns als Bürgerinnen und Bürgern stellt sich doch gerade so etwas wie eine Vertrauensfrage: Trauen wir der Demokratie, unserem politischen System noch? Schätzen und schützen wir die Werte, die sich darin abbilden? Das ist für mich auch als Christin eine wichtige Frage: Wie antworte ich darauf? Und was tue ich dann dafür? Vertrauensbildende Maßnahmen für unsere Demokratie sozusagen? Die fangen damit an, mich gut zu informieren, die Kandidat: innen in meinem Wahlkreis zu kennen und wichtige Themen für das Zusammenleben im Stadtteil oder Wohnort dort einzubringen. Damit möglichst auch weiterhin alle, die hier leben, in Würde und menschlich leben können.
Die Vertrauensfrage des Kanzlers, sie hat mich aufmerksam gemacht – auf Vertrauensfragen, die sich mir stellen und die auf meine Antworten warten.