Einen Tee und ein Gebet für jeden Anlass
gesprochen von Rundfunkredakteurin Stephanie Mosler
Welchen Tee willst du? Die Frage stelle ich immer einem Freund, wenn der mich besucht. Ich weiß, dass er im Gegensatz zu mir, kein Kaffeefan ist. Deshalb ziehe ich die Schublade mit Teesorten in meiner Küche auf und beginne mit meinen Vorschlägen: „Ich habe grünen Tee, Früchtetee, Tees mit beruhigender Wirkung. Aber ich kann auch gerade jetzt etwas Adventliches bieten. Vielleicht Bratapfeltee oder den mit dem vielversprechenden Namen: „Kaminabend“. Während ich also die Sorten laut aufzähle und meinem Freund bei der Entscheidungsfindung helfen möchte, fällt mir auf, dass es praktisch wäre, auch in anderen Lebenslagen so gut ausgestattet zu sein. Ich stelle mir vor, es gäbe eine Art Schublade für meinen Alltag, aus der ich mich bedienen kann. Mit Dingen, die mich zum Lachen bringen, wenn ich traurig bin, oder mit etwas, das mich motiviert, um liegengebliebene Arbeit anzugehen.
Gebete so vielfältig wie meine Teesammlung
Was mich ein bisschen an die bunt gemischte Teesammlung erinnert, sind die Gebete, die ich kenne. Gebete, in Situationen, in denen ich mich nach Ruhe sehne. Gebete, die ich in Notsituationen an Gott richte. Gebete, die mich entlasten und Gebete, in denen ich Gott sagen kann, was mir auf dem Herzen liegt. Eines der Gebete, was mich wie ein wohltuender Tee innerlich wärmt und mir nach einem turbulenten Tag das Gefühl von Sicherheit Tag gibt, ist eines von der deutsch jüdischen Philosophin und Ordensfrau Edith Stein. Sie wurde von Papst Johannes Paul II zunächst heilig und dann auch selig gesprochen. Die Zeilen, die die Hl. Edith Stein aus tiefstem Vertrauen und Glauben an Gott geschrieben hat, lauten:
Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen
leg ich diesen Tag in deine Hand.
Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen,
sei mein Gestern, das ich überwand.
Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen,
bin aus deinem Mosaik ein Stein.
Wirst mich an die rechte Stelle legen,
deinen Händen bette ich mich ein.
Wenn Sie mal wieder in einer Situation sind, in der es vielleicht hektisch oder chaotisch ist. Einen Augenblick, in dem Sie durchatmen wollen, überlegen Sie doch mal, zu welcher Gebetssorte sie dann am liebsten greifen würden.