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Der Korbiniansapfel

Der Korbiniansapfel

Mareike Clausing
Ein Beitrag von Mareike Clausing, Evangelische Pfarrerin, Christus-Gemeinde Dietzenbach
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Knackig und süß, leicht säuerlich und auf keinen Fall mehlig! So schmeckt mir der Apfel am besten. Zum Glück gibt es so viele verschiedene Apfelsorten: da ist für jeden Geschmack was dabei.

Eine große Streuobstwiese voller Bäume

Einige davon kann ich bei meinem Schwiegervater probieren. Er besitzt eine Streuobstwiese. Dort stehen 120 verschiedene Obstbäume: Zwetschgen, Birnen, und jede Menge Apfelbäume. In den letzten Jahren sind immer mehr Sorten hinzugekommen. Im Frühling blühen die Bäumchen weiß und rosa - ein wahrer Augenschmaus. Schon das macht Lust, sich im Herbst durch die Ernte zu probieren. Manche der Früchte müssen aber noch länger am Baum reifen, so wie der Winterapfel "Korbinian". Erst jetzt, Mitte November, kann er geerntet werden. Nach ein bis zwei Monaten Lagerung hat er dann sein volles Aroma entfaltet.

Die Geschichte des Korbiniansapfels

Dieser "Korbiniansapfel" hat eine besondere Geschichte. Zunächst hieß die Sorte KZ-3. Der katholische Pfarrer Korbinian züchtete ihn heimlich während seiner Haft im Konzentrationslager Dachau. Zwischen zwei Lagerbaracken säte er Apfelkerne aus. Kurz vor Kriegsende gelang es ihm, bei einem Gefangentransport zu fliehen und so sein Leben zu retten. Und er schaffte es sogar, dabei einige der Pflänzchen aus dem Lager zu schmuggeln. Der Sämling KZ-3 war am erfolgversprechendsten und so widmete sich Korbinian Aigner der weiteren Zucht dieser Apfelsorte. Später wurde er deshalb auch der "Apfelpfarrer" genannt und der Korbiniansapfel bekam seinen Namen.

Ein Zeichen der Hoffnung

Für mich ist der Korbiniansapfel ein starkes Symbol der Hoffnung: Selbst wenn das Heute unerträglich ist: die Zukunft kann gut werden. Ein Apfelbäumchen pflanzen inmitten düsterster Umstände – das ist ein Zeichen der Zuversicht. Ein früchtebringendes "Trotzdem".

Der Glaube: Da wird Leben blühen. Für mich. Und für die Menschen, die nach mir kommen.

Mut zum selber säen

Mir tut dieses Hoffnungsbild gut, gerade in einer Welt, die so unsicher ist. Und es macht mich mutig, selbst zu säen. Indem ich solche mutmachenden Geschichten weitererzähle. Oder ich beteilige mich an Aktionen das Miteinander verschiedener Religionen stärken. Denn jede kleine Tat macht einen Unterschied. Weil damit Hoffnung wächst und Zuversicht Früchte trägt.

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