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Sing uns ein Lied, Pianomann
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Sing uns ein Lied, Pianomann

Ein Beitrag von Clemens Bittlinger, Pfarrer und Liedermacher, Rimbach im Odenwald
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“Sing us a song you're the piano man, Sing us a song tonight” – sing für uns ein Lied, du bist der Pianomann, sing uns ein Lied heute Abend!“ Das hat Billy Joel, einer der erfolgreichsten Popmusiker der Welt, in einem seiner Welthits getextet. Seitdem nennt man ihn selbst auch "Pianomann”. 

Billy Joel war Barpianist

In diesem Lied erzählt der Sänger von seinen Anfängen als Berufsmusiker. Mit Anfang 20 verdiente er sich seinen Lebensunterhalt als Barpianist vor Hotelgästen. Die Gäste erzählten ihm auch von ihren Sorgen und Sehnsüchten. Aus dieser Erfahrung kommt wohl die Zeile im Song: „Wir haben Lust auf eine Melodie und du kriegst es hin, dass wir uns gut fühlen“.

Karl Joel musste aus Deutschland fliehen

Billy Joel hat die Menschen verstanden. Ihn selbst hat der Wunsch nach einer harmonischen Lebensmelodie begleitet.Seine Biografie und die Geschichte seiner Familie verliefen aber alles andere als harmonisch. Sein Großvater Karl Joel war Anfang der 1930er Jahre Inhaber eines großen Versandhauses in Deutschland. Er wurde aus Deutschland vertrieben und gezwungen, sein Unternehmen weit unter dem Wert an einen Deutschen abzugeben.

Josef Neckermann kaufte das Versandhaus der Joels weit unter Wert

Dieser deutsche Unternehmer war Mitglied der NSDAP und der SA. Sein Name war Josef Neckermann, der Versandhauskönig, ein Vorzeigeunternehmer des deutschen Wirtschaftswunders in den 1950er und 60er Jahren. Neckermann hat sich lange gegen Entschädigung gegenüber Familie Joel gewehrt. Als er dann zahlen musste, war es gewiss nicht der Wert, den das Unternehmen gehabt hätte, hätte man die ursprünglichen Besitzer nicht so grausam um ihr Hab und Gut gebracht. [i]

In Ansbach erinnert heute ein Stolperstein an das Schicksal der Familie Joel

Fast alle jüdischen klein- und mittelständischen Unternehmen haben die Nazis enteignet und viele Nicht-Juden haben davon profitiert. Auch an dieses zum Himmel schreiende Unrecht erinnert heute die Aktion Stolpersteine. Es sind kleine Gedenktafeln, die meist vor Wohnhäusern der NS-Opfer in das Pflaster des Gehwegs eingelassen werden. Einer dieser Stolpersteine in der mittelfränkischen Kleinstadt Ansbach erinnert an das Schicksal der Familie Joel.

Wenn ich das Lied vom Pianomann höre, denke ich auch daran. Es sind melancholisch-harmonische Klänge eines wunderbaren Songwhrighters. Ich will seinen ganz und gar nicht harmonischen Familienhintergrund nicht vergessen.


[i] Zeitschrift „Stern“, 4.6.2024, Autor Hannes Roß https://www.stern.de/kultur/musik/billy-joel-ueber-die-enteignung-seiner-familie-durch-josef-neckermann-8002688.html

 

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