Bischof sein - bescheiden bleiben
Heute feiert die Katholische Kirche Allerseelen. Es geht bei dem Fest darum, sich an die Verstorbenen zu erinnern. Ich denk heute an Verwandte und Freunde; an Menschen, mit denen ich viel Schönes erlebt habe. Und ich denk an eine prominente Persönlichkeit, die jetzt gerade verstorben ist: an den früheren Limburger Bischof Franz Kamphaus.
Einsatz für eine menschliche Kirche
Seit ich mich in den 80er Jahren in einer katholischen Jugendgruppe engagiert hab, ist Kamphaus für mich ein Lichtblick in der Kirche gewesen. Die Kirche und ihre Chefs kamen uns damals oft weit weg und ziemlich abgehoben vor. Kamphaus hat sich für eine menschliche Kirche eingesetzt. Sich gegen Dogmatismus gewandt. Vor allem hat er vorgelebt, dass man Bischof sein und trotzdem bescheiden bleiben kann: Er hat einen alten Golf gefahren, keine Limousine. Er hat seinen Bischofspalast Bedürftigen zur Verfügung gestellt und ist in eine kleinere Wohnung gezogen. Und das alles so, als wär das selbstverständlich. Wenn man überzeugter Christ ist.
Debatten nicht mit einfachen Floskeln abtun
Später hab ich Kamphaus mal persönlich erlebt: bei einer Diskussion in einem schicken Bildungshaus. Den anderen Podiumsteilnehmern hat man angesehen: Sie waren nach einer Weile des Redens vor allem am üppigen Buffet interessiert. Und wollten die Debatte mit irgendwelchen Floskeln beenden. Kamphaus hat nicht mitgespielt: Und höflich darauf bestanden, weiter zu diskutieren. Mich hat das erst irritiert, weil ich von meinem Platz im Publikum aus schon das Buffet im Blick gehabt hab. Aber als es dann doch greifbare Gesprächsergebnisse gab, war ich überzeugt: Kamphaus hatte Recht gehabt.
Bescheidenheit auch weiterhin zum Vorbild nehmen
Als Bischof hat Kamphaus auch schwere Fehler gemacht: Er hat einen Priester in eine neue Pfarrei versetzt, über den Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs bekannt waren. Das führte zu weiteren Verbrechen. Kamphaus hat später sehr eindringlich Reue geäußert. Das kann solche Taten nicht relativieren. Und ich möchte auch diese Seite von Kamphaus Wirken nicht ausblenden. Aber ich will mir seine Bescheidenheit weiter zum Vorbild nehmen: seine souveräne Art, auf Statussymbole und Komfort zu verzichten. Ich denk nämlich: Es kommt nicht auf tolles Essen oder teure Autos an – es ist wichtiger, auf andere zuzugehen, Bedürftigen zu helfen und mit Menschen ins Gespräch zu kommen. In aller Bescheidenheit.