Unfaire Kritik – und britische Coolness
Ich find ja: Eigentlich könnte es wunderbar einfach sein, auf unfaire Kritik zu reagieren. Ich müsste doch nur die Ohren auf Durchzug stellen. Und das Problem wär erledigt. Aber leider gelingt mir das längt nicht immer. Immerhin erleb ich solch blöde, unfaire Kommentare nur selten. Zum Glück. Aber sie kommen leider vor: Dann werd ich für etwas verantwortlich gemacht, für das ich definitiv nichts kann. Oder meine Kompetenz wird pauschal in Frage gestellt. Auf dumme, arrogante Art. Das kann beim Einkaufen passieren, im Beruf oder beim Autofahren. Neulich hat mich zum Beispiel jemand vom Bürgersteig aus süffisant zum Thema „schneller einparken“ belehrt. Dabei war weit und breit niemand zu sehen, den ich behindert hab. Schon gar nicht den selbst ernannten Fahrlehrer. Der stand einfach rum – und wollte sich bloß mit einem dummen Spruch die Zeit vertreiben.
Schritt für Schritt mach ich Fortschritte
Leider stelle ich dann oft fest: Ich nehme mir blöde Kommentare viel mehr zu Herzen, als ich das will. Dann grübel ich nach, ob an dem Spruch nicht doch was dran ist. Und lass mich verunsichern. Bis ich endlich die Sache verdaut hab.
Ich üb daher seit einer Weile, souveräner mit unfairer Kritik umgehen zu können. Dabei merk ich: Schritt für Schritt mach ich Fortschritte. Mir hilft dabei übrigens sehr, auf positive Beispiele zu achten: besonders souveräne Reaktionen auf unfaire Kritik.
Da fehlte nur noch der Text
Ein Beispiel hab ich in einer Dokumentation über die Beatles entdeckt: Im Film „Get Back“ geht es darum, dass die Beatles 1969 wochenlang an einem neuen Album gearbeitet haben. Diese Auszeit von der Öffentlichkeit hat die Presse als Steilvorlage genommen: In hämischen Kommentaren stichelte man gegen die angeblich faule und ausgebrannte Band. Die damals unveröffentlichten Szenen aus „Get Back“ zeigen: Das war definitiv nicht der Fall. Alle Beatles haben im Studio an neuen Songs getüftelt. Dabei war manchmal bloß eine Melodie da – und es fehlte noch der Text.
Solche Beispiele tun mir gut
In so einer Situation kamen die Beatles auf eine skurrile Idee: Sie haben als vorläufigen Text einige Passagen aus den bissigen Zeitungsartikeln über sie gesungen. Kommentare, die darüber lästern, dass die Beatles nichts mehr draufhaben. Als ich diese Filmszene gesehen hab, hab ich gedacht: Das ist britische Coolness. Souveräner kann man auf unfaire Kritik nicht reagieren.
Solche Beispiele tun mir gut. Sie helfen mir, mein Ziel im Blick zu haben: Ich möchte häufiger mit Humor und Gelassenheit auf unfaire Kritik reagieren. Damit ich mich umso aufmerksamer um berechtigte und konstruktive Kritik an mir kümmern kann.