Auf zu neuen Wegen
Meine Nichte hat einen Studienplatz bekommen. Das ist schon einige Jahre her. Sie war traurig, erzählte mir davon am Telefon, den Tränen nahe. Denn die Uni lag nicht in der Stadt ihrer Wahl, sondern in einer Gegend, in die sie nun gar nicht wollte. Sie zog dennoch dorthin – unsicher, ängstlich, voller Heimweh.
Von Aufbrüchen und Neuanfängen
Viele Geschichten in der Bibel erzählen von Aufbrüchen und Neuanfängen. Menschen machen sich - oft gezwungenermaßen - auf den Weg in andere Länder und Städte, sie beginnen neu nach Flucht und Vertreibung. Auch damals hatten Menschen Angst vor dem Unbekannten, vor neuen Wegen. Sogar, wenn die Not groß war.
Der Aufbruch in die Freiheit bedeutet für Israel einen Verlust an Sicherheit
So erging es dem Volk Israel, das unterdrückt im Exil in Ägypten leben musste. Dann endlich der Aufbruch ins verheißene Land. Doch der Weg in die Freiheit bedeutet für Israel einen Verlust an Sicherheit.So sehnt sich das Volk angesichts der Ungewissheit nach dem Aufbruch, inmitten der Strapazen wieder nach den „Fleischtöpfen Ägyptens“ (Exodus 16,3).
Und doch wagen es Menschen damals wie heute immer wieder, sich aufzumachen, neue Wege zu gehen, neue Beziehungen einzugehen, alte Muster über Bord zu werfen. Das ist gut so.
Das Leben ist eine ständige Veränderung
Denn Leben ist eine ständige Veränderung. Menschen entwickeln sich, nehmen einen andere Haltung ein, gehen neue Beziehungen ein, beginnen andere Jobs, ziehen um an Studienorte, die sie sich nicht ausgesucht haben, müssen mit anderen Lebenssituationen klarkommen, ihre Pläne umwerfen.
So wie meine Nichte. Inzwischen hat sie ihr Studium abgeschlossen, hat einen großen Freundeskreis in der Stadt, in die sie nie wollte. Und zieht jetzt noch einmal um, weil sie weiter studieren wird an einer anderen Uni. Jetzt nicht mehr ängstlich und unsicher. Heimweh hat sie auch nicht (mehr). Sie freut sich auf die neue Herausforderung. Ich bin sicher: Sie wird sich auch hier wohlfühlen und sich ein gutes Umfeld schaffen.