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Das kannst du nicht
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Das kannst du nicht

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin, Oberursel
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Meine Mutter ist vor sechs Jahren gestorben. Aber irgendwie ist sie immer noch präsent. Oft denke ich mir: „Da hätte sie jetzt dieses oder jenes zu gesagt“. Sie hatte immer einen Spruch auf Lager. „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“ zum Beispiel. Oder: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“

Ein Spruch: "Das kannst du nicht"

Etwas, dass meine Mutter auch häufig zu mir sagte, war: „Das kannst du nicht.“ Ob es sich dabei um Handarbeiten handelte, technisches Verständnis oder Gartenpflege war egal. „Das kannst du nicht“ war gesetzt. Ich habe es mir dann nicht zugetraut. Manchmal war ich deshalb enttäuscht. Oft war es aber auch bequemer, ich musste mich dann nicht anstrengen.

Wir haben nie wirklich darüber geredet. Vielleicht war uns beiden gar nicht bewusst, wie einschränkend so eine Bewertung wirken kann. Rückblickend betrachtet würde ich mir wünschen, meine Mutter hätte statt „Das kannst du nicht“ etwas anderes gesagt, etwa: „Probier es mal aus, ich helfe dir!“ Nur hatte sie das nicht gelernt. Sie ist 1933 geboren. In ihrer Jugendzeit hatten Mädchen nichts zu melden. Sie sollten kochen und putzen können, dann heiraten. Sich unterzuordnen galt als weibliche Tugend. Neugierig sein, ausprobieren, Neues wagen – das gehörte nicht dazu.

Neues probieren dank Gottes Zutrauen

Für mich heute schon. „Das kannst du nicht“ gilt für mich nicht mehr. Ich probiere gerne Neues aus und traue mich was. Denn: Ich weiß, dass Gott mir etwas zutraut. Ich höre förmlich, wie Gott mir ins Ohr flüstert: Mach es doch einfach, was soll schon passieren? Genau! Also ran an das Problem.

Siehste, geht doch

Wenn es ein Problem mit dem Handy, dem Laptop oder dem Drucker gibt, versuche ich zunächst, es selbst zu lösen. Immer öfter gelingt mir das auch. Und im Garten werkele ich neuerdings auch herum - seitdem ich gemerkt habe, wir schön das sein kann. Und wenn es nur das Unkrautzupfen ist. Pullover habe ich auch schon gestrickt. Sie passen sogar.

Oft muss ich dabei an meine Mutter denken, schmunzle ein bisschen und kann mir den Satz nicht verkneifen: Siehste, Mami, geht doch.

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