Tunnel
Ich bin im Zug unterwegs. In der Luft liegt der Geruch des Kaffees der Frau neben mir. Und das Aftershave des Kopfhörerträgers gegenüber, gemischt mit ein bisschen Schweiß – „Zugluft“ quasi.
Beim Zugfahren zieht die Welt vorbei
Ich fahre gern Zug. Die Welt fährt dann so schön an mir vorbei. Oder vielleicht fahre ich auch an der Welt vorbei.
Draußen sehe ich die Umrisse von Büschen und Bäumen vor strahlend blauem Himmel. Ein sonniger Tag.
Nach einem Tunnel wird es wieder hell
Plötzlich wird es dunkel. Wir sind im Tunnel. Die Strecke Fulda -Kassel hat viele Tunnel. Das gefällt mir: Ich fahre ins Dunkle und komme auf einmal wieder ins Helle. Ein tolles Erlebnis.
Auch im Leben fahren wir manchmal durch einem Tunnel
Eine solche Bahnfahrt ist auch ein Symbol für mein Leben. Dort kommen Tunnel auch immer wieder. Leider weiß ich da aber nicht, wann genau der nächste kommt und wie lang er sein wird. Zum Beispiel, wenn ich einen lieben Menschen verliere. Wie lang wird es da dunkel sein? Oder wenn im Beruf sich Probleme ergeben, in der Familie oder dem Beruf.
Aber kommen wir nach einer Krise wieder ans Licht?
Jeder von uns kennt persönliche Krisen, Verluste, Momente der Verzweiflung. Geraten wir in solche Tunnel, hat niemand - grade mittendrin - diese Gewissheit: So wie ich ins Dunkle fahre, komme ich auch wieder ins Helle.
Als es auf meiner Bahnstrecke wieder dunkel wird, fallen mir die alten Worte aus Psalm 23 ein: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir“.
Die Gewissheit, Gott an der Seite zu haben
Worte, die ich im Konfirmandenunterricht auswendig gelernt habe. Mich hat schon damals beeindruckt, wie der Beter des Psalms das sagt: Um ihn herum ist es finster, aber er fürchtet kein Unglück (Psalm 23,4). Denn er weiß Gott an seiner Seite.
Starke Worte des Gottvertrauens
Stark finde ich das. Und das ermutigt mich. Nach solchem Vertrauen sehne ich mich in Krisen. Worte des Gottvertrauens die ich nachsprechen kann. Worte des Trostes in schweren Zeiten.
Manchmal liegt die Kraft darin, zu wissen, dass der Tunnel Teil der Reise ist
Als mein Zug das Ende des Tunnels erreicht, denke ich daran: Im Leben geht es nicht immer darum sofort das Licht zu sehen. Manchmal liegt die Kraft darin, zu wissen, dass der Tunnel Teil meiner Reise ist. Und Gott ist nicht nur am Ziel, sondern gerade im Dunkeln, bei mir.