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Abschiednehmhimmel
Pixabay/ Lanius

Abschiednehmhimmel

Jana Koch-Zeißig
Ein Beitrag von Jana Koch-Zeißig, Ev. Pfarrerin in Fulda
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Mein Melissentee dampft, als ich mich in den Garten setze. Die Luft ist lau, der Himmel in sanftes Rosa getaucht. Ich betrachte die Wolken. Wie Wattebausche schweben sie am Horizont entlang. Für mich sieht es aus wie ein „Abschiednehmhimmel“. Ich nippe an meiner Tasse.

Den Himmel zum Abschied fotografieren

„Abschiednehmhimmel“, das ist der Himmel, den Menschen fotografieren, wenn sie Abschied nehmen. Ich habe das in letzter Zeit oft im Internet gesehen – viele Leute posten Fotos mit dem Hashtag, der Unterschrift, „Abschiednehmhimmel“. Oft dann, wenn es um die Trennung von einem geliebten Menschen geht.

Abschiednehmen von einem geliebten Menschen

Als meine Oma gestorben ist, haben wir alle aus der Familie in den Himmel geschaut. Jede und jeder an einem anderen Ort. Und wir haben die Bilder von unserem Abschiednehmhimmel miteinander in der Familien-Whatsappgruppe geteilt. Das war schön. Der Himmel in unserer WhatsApp-Gruppe war so unterschiedlich – und so schön. Als wollte er uns trösten.

Der Himmel steht für Abschied und Hoffnung

Der Himmel hat ja für viele Menschen eine besondere Bedeutung, grade wenn es um Abschied geht. Abschied ist Loslassen, aber auch die Hoffnung auf ein Wiedersehen. Und der Himmel steht für beides. So ist er wie ein Fenster.

Ich trinke noch einen Schluck Tee. Und wie ich so im Garten sitze und darüber nachdenke fällt mir auf, dass ein Abschiednehmhimmel für mich dann wohl gleichzeitig auch ein „Hoffnungshimmel“ oder ein „Neuanfangshimmel“ ist.

Hoffnungshimmel und Neuanfangshimmel zugleich

Es erinnert mich an einen Vers wie er in der Bibel im Buch der Offenbarung steht: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen.“, heißt es da. Und etwas später kommt der Vers: „Siehe ich mache alles neu“ (Off. 21,1ff)

Abschiede können entsetzlich traurig sein. Sie öffnen aber oft auch Fenster für neue Blicke und Wege – genau wie der Himmel über uns. Abschiedsschmerz und hoffnungsvolle Aufbrüche. Beides hat seine Zeit, wie der Himmel mit und ohne Wolken. Wenn der Himmel über mir in den schönsten Farben leuchtet, denke ich daran: Ein Abschiednehmhimmel mit der Hoffnung auf Neuanfang zugleich.

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