
Städel Frauen
„Selten war eine Ausstellung so wichtig und überfällig zugleich“, sagt das ZDF „heute journal“ über die Ausstellung „Städel | Frauen“. Noch bis zum 27. Oktober ist sie im Städel Museum in Frankfurt zu sehen. 80 Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen von 26 Künstlerinnen werden gezeigt, einige von ihnen erstmals öffentlich. Es geht um Frauen, ohne die die Moderne nicht zu denken ist, die aber in Vergessenheit geraten waren. Das Städel rückt sie wieder in den Fokus. Über die Kunst wird die Geschichte dieser Frauen erzählt. Wie sie sich ihren Platz erkämpft haben in einer männerdominierten Kunstwelt um 1900. Sie haben in kreativer und intelligenter Art und Weise „Nein“ gesagt zu den Grenzen, die ihnen von der Gesellschaft gesetzt waren. Es geht um Selbstermächtigung von Frauen, von Künstlerinnen in ihrer Zeit.
Frauen waren in einem engen gesellschaftlichen Korsett
Die Frauen waren in einem engen gesellschaftlichen Korsett. In der Öffentlichkeit durften sie sich nur mit männlichem Vormund bewegen. Selbstständig und unabhängig? Davon waren sie weit entfernt. Sich ausbilden lassen – in der Kunst? Unmöglich. Malen war allenfalls als Zeitvertreib für wohlhabende Damen gedacht – zuhause und dekorativ. Schöpferisches Talent oder Individualität? Niemals.
Gleichberechtigung ist wichtig - in der Kunst wie in der Kirche
Die Ausstellung „Städel | Frauen“ zeigt große Kunst und ist dabei lehrreich und kurzweilig zugleich. Sie nimmt mich mit auf eine Zeitreise in eine Welt vor 100 Jahren. Aber mit Blick auf die Situation der Frauen in der katholischen Kirche heute finde ich die Ausstellung auch brandaktuell. Die gleichen fadenscheinigen Argumente, warum Frauen nicht gleichberechtigt sein können, die gleiche Attitüde von oben herab. Fast peinlich berührt gehe ich durch die Ausstellung und bewundere die Frauen von damals, ihren Mut, ihren Erfindungsreichtum, ihre Intelligenz und ihren Durchhaltewillen. Und ich bewundere die Frauen, die sich heute in meiner Kirche auflehnen. Die nicht müde werden, die Ungerechtigkeit anzuprangern. Die laut werden und sich als unkatholisch diffamieren lassen müssen. Die sich aber nicht rausdrängen lassen und sich selbstbewusst ihren Platz erkämpfen.
Wie in der Kunst heute, sollen Frauen auch in der Kirche den Platz einnehmen, der ihnen gebührt. Gleich und berechtigt. Das ist wichtig und überfällig zugleich!