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Vereint Segel setzen
Bild: usameredith_pixabay

Vereint Segel setzen

Andreas Wörsdörfer
Ein Beitrag von Andreas Wörsdörfer, Pastoralreferent, Katholische Pfarrei Dom St. Bartholomäus, Frankfurt am Main
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„Wind of change“, diese Rockballade der Scorpions hat heute vor 34 Jahren Geschichte geschrieben, und sie hat Geschichte beschrieben. Sie ist geradezu die Hymne der Wiedervereinigung Deutschlands vor 34 Jahren geworden. Klaus Meine, der Sänger der Scorpions, hatte sie im September 1989 getextet und komponiert. Unter dem Eindruck der Veränderungen in der damaligen Sowjetunion, von wo aus mit Glasnost und Perestroika der Wandel im Osten Europas eingeleitet wurde. Der politische Wandel wird gefeiert. Ich erinnere mich noch gut an diese Zeit und wie dieser Song das Gefühl der Menschen wiedergegeben hat. Ein freier Wind. Ein milder Wind, der das Eis des Kalten Krieges zum Tauen bringt. Unfassbar schön. Der Wandel ist spürbar und greifbar. Systemgrenzen werden überwunden. Alle schauen gemeinsam nach vorne. Träumen von einer gemeinsamen Zukunft in Frieden und Freiheit. Und dazu dieses Lied.

Aus dem „wind of change“ ist ein eisiger Sturm geworden

„Vereint Segel setzen“, das ist in diesem Jahr der Leitspruch zur zentralen Feier der Deutschen Einheit. Gefeiert wird heute und morgen in Schwerin. Fast wie ein trotziger Wunsch oder eine Beschwörung klingt dieses Motto. Denn aus dem „wind of change“ von damals ist ein eisiger Sturm geworden, der genau in die andere Richtung weht. Krieg in der Ukraine, Putin, der für Russland Großmachtfantasien träumt und den Westen wieder als Feind sieht. Deutschland, das auf eine andere Art gespalten scheint wie nie zuvor: Meinungen stehen sich unversöhnlich gegenüber. Konstruktive Gespräche scheinen unmöglich, die Gegensätze Ost und West werden wieder hervorgeholt.

Ich sorge mich um den Zusammenhalt in unserem Land

Vieles läuft nicht rund bei uns im Land, und manch eine oder einer fühlt sich abgehängt und nicht verstanden. Rechtsextreme werden in großer Zahl in die Landtage gewählt. Das macht mir Angst, und ich sorge mich um unser Land, den Zusammenhalt und die Demokratie.

„Segel setzen“ bedeutet: nicht aufgeben

Ich mag den Leitspruch aus Schwerin, denn „Segel setzen“ bedeutet: nicht aufgeben. Auf den richtigen Wind hoffen und nach vorne blicken. Ich wünsche mir, dass wir das hohe Gut der Demokratie, die Freiheit und die Vielfalt in unserem Land wieder schätzen lernen und dass wir alles dafür tun, die Demokratie zu stärken. Vielleicht wird der Song „wind of change“ heute auch in Schwerin zu hören sein. Eine Hymne, die Mut macht und die zum „nach vorne träumen“ einlädt. Ich möchte mich davon anstecken lassen und alles tun, dass diese Zuversicht in meinem Land wieder wächst.

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