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Never change a running system
Bild: KathleenBergmann_pixabay

Never change a running system

Andreas Wörsdörfer
Ein Beitrag von Andreas Wörsdörfer, Pastoralreferent, Katholische Pfarrei Dom St. Bartholomäus, Frankfurt am Main
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„Never change a running system“. „Ändere nie ein funktionierendes System“: Ein gut gemeinter Rat ist das, der häufig dann zu hören ist, wenn etwas verändert werden soll. Es bedeutet: Alles soll so bleiben, wie es ist! Ok, da steckt die Erfahrung drin: Neuerungen sind fehleranfällig, vor allem, wenn sie mit Computer und Technik zu tun haben. Aber ehrlich gesagt: Mich nervt dieser Spruch trotzdem sehr

Tradition als Totschlagargument gegen Veränderung

Dieses „Das haben wir immer schon so gemacht“ höre ich so oft auch in meiner Kirche. Es ist fast schon ein geflügeltes Wort geworden. Im Kleinen: Wenn es eine Veränderung beim Pfarrfest geben soll. Oder im Großen: Warum haben Frauen nicht den gleichen Zugang zu den Ämtern in der Kirche wie die Männer? „Das haben wir immer schon so gemacht.“ Auf Tradition wird dann gepocht. Tradition als Totschlagargument gegen Veränderung.

Tradition gibt aber auch Sicherheit

Tradition ist natürlich per se nicht nur schlecht. In der Kirche zum Beispiel ist mit Tradition auch die lange Geschichte der Weitergabe des Glaubens bis heute gemeint. Wenn Jesus seinen Jüngern etwas Wichtiges erklärt, fragt er sie: „Habt ihr alles verstanden?“ So zu hören heute in den katholischen Gottesdiensten in einer Passage aus dem Matthäusevangelium im Neuen Testament (vgl. Matthäus-Evangelium 13,47–52). Jesus will sichergehen, dass seine Jüngerinnen und Jünger ein Fundament an Glauben und Wissen haben, das sie weitergeben können. Denn von diesem Fundament aus können sie sich weit hinauslehnen und kreativ mit neuen Situationen umgehen. Tradition so verstanden gibt Sicherheit und gleichzeitig Leichtigkeit. So muss ich mich nicht krampfhaft an alten Formeln und Abläufen klammern, sondern kann spielerisch mein erworbenes Wissen in neuen Situationen anwenden und Abläufe oder feste Gegebenheiten anpassen.

Veränderungen sind wichtig: rechtzeitig und mutig

Tradition darf nie Selbstzweck sein. Ich glaube, es ist wichtig, immer wieder Veränderungen anzugehen. Gut überlegt, aber eben auch rechtzeitig und mutig. Damit das System – etwa die Firma, der Verein oder die Kirche – gut weiterläuft und zukunftsfit wird.

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